Der von der Stadt Feldkirch für kulturelle Veranstaltungen nutzbar gemachte mittelalterliche Pulverturm wird derzeit vor allem von bildenden Künstlern "besetzt" und bespielt. Aktuellstes Beispiel ist der 1955 in Feldkirch geborene Konzeptkünstler, Grafiker und Filmemacher Wolfgang Herburger, der den Turm selber zum Objekt macht.
Eigentlich habe er nie hier ausstellen wollen, denn die Einbauten in den Turm seien für den Alpenverein konzipiert worden und nicht für Kunstpräsentationen. Der Meinungsschwenk sei mit der Idee gekommen, den Pulverturm nach seinen eigenen Vorstellungen neu zu konzipieren, "um ihn für Veranstaltungen und Ausstellungen attraktiver zu machen und dieses Konzept im Pulverturm auszustellen“, so Herburger. Er sei zwar ein Laie in der Architketur, jedoch würden sich ja auch Vorarlberger Architekten bildhauerisch, Schriftsteller malerisch und Musiker filmisch betätigen. So wildere halt auch er in einem fremden Revier.
So hat Herburger eine Video-Animation entwickelt (Realisierung: Enrico Zago), die einem virtuellen Gang durch die Räumlichkeiten des Pulverturms entspricht. Stills davon zeigt er als großformatige Prints an den Wänden des Turms. Er verweist dabei darauf, dass in klassischen Architektenplänen die Linien auf das notwendigste reduziert seien und für Laien daher nur sehr schwer lesbar seien. Mit Hilfe von Computergrafiken (Rendering) hingegen könne man defacto realistische, leicht verständliche Bilder herstellen.
Der Künstler mutmaßt, dass für solche Visualisierungen inzwischen ähnlich viel Zeit aufgewendet werde wie für die eigentliche Planung, da sich Architektur solcherart besser verkaufen liesse. Es ist nicht das erste Mal, dass sich Herburger einem historischen Thema annähert. Bereits im vergangenen Jahr hat er in der Kunstbox am Feldkircher Jahnplatz Fledermäuse aus Papiermache gezeigt, die er als Ornamente unter der Dachtraufe des Gerichtsgebäudes entdeckt hatte. Herburger gegenüber KULTUR: „Ich glaube, ein wesentlicher Teil der Attraktivität einer Stadt sind - neben der Architektur - Bauplastiken und Ornamente. Meist nehmen wir sie nur unbewusst war.“
Wolfgang Herburger: „Der Turm ist das Objekt“
Pulverturm Feldkirch
13.6.-18.6.
Vernissage: 12.6., 19.00 Uhr (es spricht Erich Steinmayr)
Sa 10-12, So-Fr 16-18
