Wohnen im Alter

Die Ausstellung "Ich wohne, bis ich 100 bin. Red Vienna, Grey Society" setzt die Erkenntnisse eines zweijährigen Forschungsprojekts des ETH Wohnforum der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich zum Thema "Wohnen im Alter" spielerisch in Szene. Wichtigstes Ziel der Ausstellung ist die Vermittlung von alternativen Wohnformen im Alter, die mit herkömmlichen Vorstellungen oder Klischees aufräumt – immer häufiger sind ältere Menschen bereit, auch in der zweiten Lebenshälfte nochmals umzuziehen und Neues auszuprobieren.

Das starre Bild der unflexiblen Generation 50+ gibt es nicht mehr. Neue Lebensstile und Wohnformen haben mittlerweile auch diese Zielgruppe erreicht, die sich zwischen Urlauben, Nebenjobs in der Pension und aktivem Freizeitprogramm bewegt. "Wohnen im Alter" wird in Zukunft aufgrund der demografischen Entwicklung ein zentrales Thema für ArchitektInnen und StadtplanerInnen sein.

Andreas Huber und sein Team vom ETH Wohnforum haben sich dieser Herausforderung gestellt und verschiedene innovative Wohnformen für die zweite Lebenshälfte untersucht. Das Team nahm 13 bestehende Modelle in der Schweiz und in Deutschland unter die Lupe. Das Spektrum der evaluierten Projekte reichte von selbst initiierten Altershaus- und Siedlungsgemeinschaften über kombinierte Wohn- und Betreuungsangebote bis zu kommunalen Alterseinrichtungen. Es wurden bauliche Merkmale, das Dienstleistungsangebot sowie soziale, organisatorische und ökonomische Aspekte durchleuchtet. Die Forschungsresultate bilden die Grundlage für die Ausstellung "Ich wohne, bis ich 100 bin. Red Vienna, Grey Society".

In der Ausstellung werden die verschiedenen Wohnoptionen, die heute älteren Menschen zur Verfügung stehen, im wahrsten Sinne des Wortes greifbar gemacht. Die SzenografInnen Miriam Zehnder und Richard Fulton haben eine Modellalterswohnung im Originalmaßstab aufgebaut. Anhand von zehn thematischen Schwerpunkten (z.B. soziale Kontakte, Finanzen, Selbständigkeit oder Sicherheit) werden die BesucherInnen mit Fragen konfrontiert, die ihnen Aufschluss über die eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Möglichkeiten geben. Zu jedem Schwerpunkt können die BesucherInnen ein Drehelement bewegen und so ihre Wunschwohnung gestalten. An den Außenwänden der Modellwohnung sind Hintergrundinformationen zu den Wahlmöglichkeiten zu finden. Die Ausstellung regt ein möglichst breites Publikum dazu an, sich aktiv Gedanken über mögliche Wohnformen im Alter zu machen.

Die Ausstellungserweiterung "Red Vienna, Grey Society", unterstützt von der Stadt Wien - Geschäftsgruppe Wohnen, Wohnbau und Stadterneuerung, knüpft an die Forschungsergebnisse der ETH-Ausstellung an und zeigt den urbanen, gesellschaftlichen und historischen Kontext am Beispiel Wien auf. Der historische und typologische Wandel vom Siechenhaus vor der Stadt zum urbanen Pflegehaus mit Einzelzimmer inklusive Loggia wird ebenso umrissen wie die bis zum Jahr 2015 in Wien benötigten 21.000 Betreuungsplätze.

Ältere Menschen sind eine durchaus heterogene Gruppe, was ihre Bedürfnisse betrifft. Die Skala reicht von aktiven PensionistInnen, die gerne auf Reisen gehen, ihre Freizeit vielfältig gestalten oder sogar noch einen Marathon mitmachen bis hin zu der immer größer werdenden Gruppe von pflegebedürftigen Menschen. Im Wohnbereich zeigen sich daher unterschiedliche Bedürfnisse. Deshalb ist es so wichtig, die Palette der Wohnmöglichkeiten im Alter zu hinterfragen und zu erweitern. Die architektonischen Antworten finden sich im Spital, im Pflegeheim, in verschiedenen Formen betreuten Wohnens sowie im Mehrgenerationenwohnen. Anhand von 10 ausgewählten Wiener Beispielen werden diese differierenden Wohnformen in der Ausstellung präsentiert.


Ich wohne, bis ich 100 bin
Red Vienna, Grey Society
13. August bis 5. Oktober 2009