Wo ist das Weltall zu Ende?

1. Dezember 2012 Bernhard Sandbichler
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… könnte eine Frage sein, die Enkel Großvätern stellen; "Was war vor dem Urknall?" eine andere; "Gibt es Außerirdische?" eine dritte. Hubert Reeves, Astrophysiker und Großvater, beantwortet sie in diesem Buch und erzählt auch noch von vielen ungelösten Rätseln.

1. Die Story: Während die einen auf die Apokalypse nach dem Maya-Kalender warten und die anderen eine Weltklimakonferenz ausrichten – erwärmt sich die Erde nun oder ist alles bloß gefakt? –, geht es in dieser Geschichte um die Entstehung des ganzen Karussells. Lapidar gesprochen: "Diese ganze kleine Welt ist mit einem Mal vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden." Ja, richtig, ganz zum Schluss kommt Reeves auch auf die ökologische Krise zu sprechen: Zum Schutz vor den Gefahren der Natur gab Epimetheus den Elefanten das Gedächtnis, den Raubkatzen die Schnelligkeit, den Vögeln die Gabe des Fliegens; auf die Menschen hatte er vergessen, und so schanzte denen sein Bruder Prometheus die Intelligenz zu – eine durchaus zweischneidige Sache.

2. Die Helden: Emmanuelle, Raphaëlle, Dorian, Elsa, Cyprien, Sevan, Massis und Noé – acht Enkelinnen und Enkel, zwischen 6 Monaten und 21 Jahren alt, und sie stellen die Fragen, die Reeves nach eigener Angabe für 14-Jährige beantwortet. Hier irrt der Autor: Einerseits unterschätzt er die Jüngeren, andererseits überschätzt er die Älteren.

3. Der Sound: Seit 40 Jahren spricht Christian Brückner Hollywood-Stars wie Robert de Niro (über 60 Filme). Hörbücher hat er am Fließband und zum Geldverdienen eingelesen. Die feinen Sachen – Don DeLillo etwa oder Richard Ford, Marx‘ Manifest oder die Odyssee – produziert er seit 12 Jahren für seinen eigenen Verlag, die Edition parlando. Und hier ist wieder so ein kräftig funkelndes Gestirn!

4. Coole Worte: "Weltall" – das ist wirklich ein wuchtiges Wort; andererseits "Universum" – Lukrez verwendet das Wort zum ersten Mal in seinem De rereum natura. Heißt das: Alles dreht sich um eines? Für uns gibt es diesbezüglich wie überall einen Horizont (auch so ein schönes Wort). Was befindet sich jenseits des Horizonts? Zweifellos andere Galaxien (wieder so ein schönes Wort). Wie viele? Man weiß davon nichts – so Reeves.

5. Coole Bilder: Das Umschlagbild von Buch und CD ist von Olivier Balez, und auch sonst gibt es so manches Sternchen im Buch. Aber eigentlich ist all das eine Aufforderung, sich wieder einmal die schönen Sternbilder anzuschauen, gemütlich im Liegestuhl. Hier sind sie auch auf Vor- und Nachsatz abgebildet. Außerdem: Es weihnachtet!

6. Zum Nachdenken: "Der Mond ist eine Lichtsekunde entfernt … die Sonne acht Lichtminuten … Und die drei Sterne, die du die Drei Könige im Sternbild Orion nennst, wie weit sind die weg? Ihr Licht ist schon tausendfünfhundert Jahre unterwegs bevor es auf unsere Augen trifft. Es ist gegen Ende des römischen Kaiserreichs aufgebrochen, und während des ganzen Mittelalters, der Renaissance und der jüngeren Epochen sauste es durch das Weltall, bis es nun endlich bei uns ankommt."

7. Der Autor: Hubert Reeves, 1932 in Montréal geboren, ist als Astrophysiker mindestens so hochdekoriert wie populär. Der Asteroid 9361 wurde nach ihm benannt – ein kleiner Teil des Universums, aber immerhin. Er engagiert sich für den Umweltschutz auf der Erde – einem kleinen Teil des Universums, aber immerhin.

8. Das (Hör)Buch: Hubert Reeves: Wo ist das Weltall zu Ende? Das Universum meinen Enkeln erklärt. Aus dem Französischen von Annabel Zettel. Buch: München: C.H. Beck 2012, 142 Seiten, EUR 14,95; Hörbuch: Berlin: parlando 2012, 3 CDs, 178 Min., EUR 13,90