Wir bleiben bis 1000 Uhr

Der Bildhauer Jan Bünnig führt dem Betrachter pointiert und poetisch den Schaffensprozess seiner Kunst vor Augen. In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung "Wir bleiben bis 1000 Uhr" im Heidelberger Kunstverein wird der Ausstellungsraum Teil des Prozesses – die Grenze zwischen dem Atelier als Ort des Schaffens und dem Repräsentationsraum löst sich auf.

Für seine oftmals großformatigen Arbeiten verwendet Bünnig traditionelle Materialien wie Ton, Lehm und Holz, industriell konnotierte Materialien wie Beton, Teer und Nylonfäden sowie ganz alltägliche Gegenstände. Dabei inszeniert er die Materialien in seinen Skulpturen so, dass ihre physikalischen Eigenschaften aufgehoben zu sein scheinen.

Die aktuelle Ausstellung lenkt das Augenmerk auf das Sehnsuchtsmotiv in Jan Bünnigs Skulpturen. Ausgangspunkt seiner Neuproduktionen für den Heidelberger Kunstverein ist das grundsätzliche Verlangen, die Schönheit eines Moments und seine allgegenwärtige Einzigartigkeit zu erkennen und auszukosten. Eine Haltung, die auch in der ebenfalls präsentierten fortlaufenden Serie "Luftpost" zu Tage tritt: einer Sammlung von Fundstücken aus aller Welt, die der Künstler bei Flugreisen als Gepäck aufgegeben hat. Von der Reise gezeichnet, werden die Objekte zu quasi-profanen Reliquien. Wie die "performativen" Skulpturen aus Ton und Holz legen sie Zeugnis ab von etwas Vergangenem, einer dem Material innewohnenden Geschichte.

Wir bleiben bis 1000 Uhr
9. Februar bis 7. April 2013