Winterthur: Letzte Tage von "Manifeste! Eine andere Geschichte der Fotografie"

Wer sich noch die interessante Ausstellung "Manifeste! Eine andere Geschichte der Fotografie" im Fotozentrum Winterthur geben will, muss sich beeilen, denn sie läuft nur noch bis 23. November.

"Manifeste!" ist die erste Ausstellung überhaupt, in der die historischen Beziehungen zwischen der Fotografie und dem Manifest untersucht werden. Sie zeigt was geschieht, wenn Fotografinnen und Fotografen sich schriftlich im Namen ihres Mediums engagieren. Mit einer originellen visuellen Inszenierung vereint die Ausstellung 56 Stellungnahmen aus der gesamten Geschichte der Fotografie, von 1840 bis heute. So entsteht eine wilde Sammlung aus vielen programmatischen, manchmal wütenden, aber stets hoffnungsfrohen Stimmen.

Die modernistischen Manifeste sind das Herz der Ausstellung, in ihnen offenbaren sich die Sprengkraft der Avantgarde und die gestalterischen und typografischen Innovationen, die für die Revolution der Ästhetik so zentral waren. Aber die fotografischen Manifeste haben auch eine aufregende Vorgeschichte im 19. Jahrhundert, als Fotografen über die Bedeutung der Fotografie für die visuellen Künste stritten oder denjenigen trotzige Ratschläge erteilten, die die Eigenheiten der fotografischen Praxis ignorierten. Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm das fotografische Manifest eine subjektive Wende, bevor es im Zeichen von 1968 seine politische Stimme wiederfand, und vor dem Hintergrund des gesellschaftlichen Umbruchs eine neue Bedeutung für die Fotografie proklamiert wurde.

Die visuelle Form ist in dieser Ausstellung von entscheidender Bedeutung. Sie erinnert daran, dass Manifeste nie bloss Texte, sondern eigenständig gestaltete Objekte sind. Den Abschluss der Ausstellung bildet eine Palette von wortstarken zeitgenössischen Stellungnahmen, die zeigen, dass das Manifest im Zusammenhang mit politischem und ästhetischem Wandel nach wie vor entscheidende Impulse liefert. Als Zusammenspiel von Vergangenheit und Gegenwart macht Manifeste! sichtbar, wie sich das Medium auf vielfältige Weise neu erfindet, indem immer wieder eine andere Zukunft ausgerufen wird.

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang, Essen. Ein informativer Katalog dazu ist bei Steidl erschienen.