Wiener Typen - Klischees und Wirklichkeit

Als "Wiener Typen" bezeichnete man populäre Bildserien mit stereotypen Darstellungen von Straßenhändlern und anderen als "volkstypisch" geltenden Figuren. Sie zirkulierten als Kupferstiche und Fotografien, waren aber auch beliebte Sujets im Feuilleton und Wienerlied: Lemoni-Verkäufer und Bandelkramer, Wäschermädel und Werkelmann, Lavendelfrau und Schusterbub.

Je stärker die realen Vorbilder für diese Figuren im Zug der Modernisierung aus dem Stadtraum verschwanden, desto beliebter wurden sie als Objekte der Sehnsucht nach der "guten, alten Zeit". Im späten 19. Jahrhundert, als Beschwörungen von "Alt- Wien" Hochkonjunktur hatten, wurden auch fiktive "Typen" wie der halbstarke Pülcher, der geckhafte Gigerl oder die resche "Frau Sopherl" zu Wiener Charakterfiguren. Einige wenige von ihnen haben sich als touristische Requisiten der Stadt bis heute gehalten – etwa der Fiaker oder der grantige Kellner.

Vorläufer für das Genre der "Typen" waren die ab dem 18. Jahrhundert in ganz Europa populären "Kaufrufe". Diese stellten vor allem mobile Händler und Handwerker dar, die ihre Waren und Dienstleistungen mit standardisierten Rufen im Straßenlärm anpriesen. Der Blick auf sie war meist ein verklärender; die schweren Lebens- und Arbeitsbedingungen blieben ausgeblendet. Die Ausstellung konfrontiert Klischee-Figuren wie "Zwiebelkrawot", "Handelsjud" oder "Schusterbub" mit der Realität von Migration, Kinderarbeit oder ethnischer Typisierung.

Wiener Typen - Klischees und Wirklichkeit
25. April bis 6. Oktober 2013