Wien 1900

Der Wiener Jugendstil versuchte mit der Idee des "Gesamtkunstwerks" alle Lebensbereiche gestalterisch zu erfassen. Gustav Klimt, Koloman Moser und Josef Hoffmann, als Hauptvertreter dieser Kunstrichtung, stehen synonym für die Kunst der Wiener Secession um 1900.

Die Neupräsentation der hauseigenen Bestände des Leopold Museums – ergänzt um einige bedeutende Leihgaben – zeigt Werke der Wiener Secession aber auch Gemälde und grafische Arbeiten der Zeit des Expressionismus bis zum Ende des 1. Weltkriegs sowie interessante Beispiele des Designs der Wiener Werkstätte. Möbel, Silber, Glas und Schmuck werden gemeinsam mit Bildern und Grafiken präsentiert und zeigen die international wohl bekannteste Epoche der Wiener Kunst als ästhetisches Erlebnis der besonderen Art.

Die Ausstellung erstreckt sich über ein ganzes Stockwerk und bietet einen abwechslungsreichen Rundgang, der für Kenner der Materie auf Grund der neuen unorthodoxen Zusammenstellung ebenso spannende Perspektiven bietet, wie er jenen, die sich noch nicht mit "Wien um 1900" beschäftigt haben eine kompakte Einführung in Thema und Epoche ermöglicht. Der Ausstellungsort, die Ebene 4, ist das höchstgelegene Geschoss des Museums. Die Lage bietet einen wunderbaren visuellen Anknüpfungspunkt zu "Wien 1900". Der Blick aus den Panoramafenstern stellt einen Konnex zur Wiener Ringstraße her, vom Kunsthistorischen Museum bis zur Neuen Hofburg.

Durch die Stadterneuerung Wiens im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurde auch der Grundstein für die Errichtung der berühmten Jugendstilbauten Wiens gelegt. Dieser von Peter Weinhäupl konzipierte zentrale Info-Raum der Ausstellung enthält eine neue loungeartige Plattform, die ab sofort einen einzigartigen Blick über Bauten des späten 19. Jahrhunderts und die neue Architektur des MuseumsQuartiers bietet. In diesem Ausstellungsraum belegen Architekturzeichnungen, Stadtpläne, historische Fotos und Filmaufnahmen die Leistungen der bahnbrechenden Architektur in Wien um 1900, von Otto Wagner bis Adolf Loos.

Die Bezugspunkte zum Heute, Querverbindungen zu verwandten Themen oder Parallelen der Kunst in Wien um 1900 zu anderen Stilrichtungen sind integrativer Bestandteil des Ausstellungskonzepts. Jeder Raum weist deshalb ein Suchobjekt auf. Der Bezug dieser Gegenstände zur Ausstellung wird in einem Flyer erklärt. Diese Ausstellungsstücke sind ein wunderbares Instrument für den Aufbau eines zusätzlichen Spannungselementes und ein wertvolles pädagogisches Element für die Kunstvermittlungsprogramme zur Ausstellung.

"Wien um die Jahrhundertwende" stellt sich gleichsam als ein "Programm für hundert Jahre" dar. Die Errungenschaften der Kunst um 1900 haben das Kunstschaffen des 20. Jahrhunderts nachhaltig beeinflusst. So empfindsam und verspielt Secession und Jugendstil mit ihren floralen Elementen sind, so cool und gediegen präsentieren sich die Möbel der Wiener Werkstätte. Die Ausstellung verdeutlicht die um 1900 einsetzende "Evolution des Geschmacks". Die Tiefgründigkeit des Expressionismus (Egon Schiele, Oskar Kokoschka, Richard Gerstl) wird ebenso beleuchtet wie der Einfluss der Psychoanalyse auf das "weite Land der Seele" und die Ergründung von "Geschlecht und Charakter" (Das gleichnamige Werk des Philosophen Otto Weininger (1880-1903) erschien 1903).


Wien 1900
10. Juli bis 31. Dezember 08