Wie viel Ewigkeit beinhaltet ein Foto?

Am Donnerstag, 10. Jänner eröffnet das Fotoforum West die Ausstellung "Italienische Landschaften" von Enrico Minasso. Minasso (1961) lebt und arbeitet in Acqui Terme (Alessandria) im Piemont. Seit 1986 beschäftigt er sich professionell mit Fotografie. Zu seinen Schwerpunkten zählen Werbefotos, Architekturfotos, Portraits und Reportagen über Menschen und Industrielandschaften.

Im bewussten Gegensatz zu den neuen digitalen Technologien arbeitet Minasso in den letzten Jahren mit der Lochkamera, die er vor allem für Abbildungen von Naturlandschaften einsetzt. Dieses einfache Gerät ohne optische Linse benötigt nur eine camera obscura, eine kleine Öffnung in dieser dunklen Zelle und eine Abschirmung. Die Lochkamera funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie die Camera Obscura, die schon in der Renaissance bekannt war und ein Vorläufer des im 19. Jahrhundert erfundenen "Spiegels der Erinnerung", also der Fotografie ist.

Diese Kamera hat ein kleines Loch mit einem Durchmesser von wenigen Zehntelmillimetern anstelle des Objektivs, mit dem man sonst die Schärfe und die Lichtmenge für eine korrekte Belichtung des Films einstellen kann. Ein so einfaches – man könnte sagen natürliches - Objektiv, das aber auch primitiv ist, erfordert eine lange Belichtungszeit, und die Bilder sind wegen der Brechung des Lichts nicht nur nie ganz klar, sondern auch immer von einem trüben Schleier aus milchigem Licht umgeben, wie Dinge, die man im Halbtraum sieht.

Durch die lange Belichtungszeit und die Verdichtung von Augenblicken, kommt es vor, dass das Tageslicht diffus wird wie in der Morgen- oder Abenddämmerung. Dieses magische Licht verwandelt die Steine in weiche Kissen, so dass man glaubt, man würde sich wie im Traum nicht verletzen, wenn man auf sie fällt. Im Verlauf der Zeit kann es auch passieren, dass die Wellen durch ihre Hin- und Herbewegungen Formen annehmen, die sonst dem Auge des Betrachters verborgen bleiben würden. So werden die Bilder zu Zeugen einer unendlichen Zeit, der Zeit der Erde, der Zeit der ständigen Veränderung, des ewigen Werdens und Vergehens aller Dinge.


Enrico Minasso - Italienische Landschaften
11. Januar bis 9. Februar 2008