What Next

In der Ausstellung "What Next" präsentiert Häusler Contemporary München neue Arbeiten der österreichischen Künstlerin Brigitte Kowanz. Das Licht steht seit den 1980er Jahren im Zentrum ihres Werkes. Es wird dabei zum Material und zur Metapher bei der Suche nach neuen Formen der Darstellung der sichtbaren Wirklichkeit. Mit Werkstoffen wie Glas, Spiegeln und Metall manipuliert die Künstlerin das Medium Licht und verbindet es mit Zeichen, Codes oder Schrift.

Die neuen Arbeiten von Brigitte Kowanz (*1957, Wien) kreisen um die wechselseitigen Beziehungen zwischen Licht, Raum und Sprache. Ihre Objekte und Installationen scheinen die Grenzen zum realen Raum zu weiten, zu überschreiten oder gar aufzulösen. Es öffnen sich neue virtuelle Räume voll atmosphärischer Dichte.

Im Glaskubus "CQ" (2012) einer Neonarbeit, in der durch halbdurchlässige Spiegel wiederholt die Buchstaben C und Q reflektiert werden, öffnet sich der existierende Raum in einen unendlichen virtuellen Raum. Hier durchdringen sich Realität und virtuelles Spiegelbild, so dass auch die Grenze zwischen Kunstwerk und Betrachter fließend wird. In den konzeptuell angelegten, jedoch poetisch anmutenden Werken verbergen sich stets konkrete Botschaften. CQ, ausgesprochen als "seek you" – ich suche dich – war der erste funktelegraphische Ruf in der Geschichte der Seefahrt, der 1909 in Morsezeichen abgesetzt wurde.

Die Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlichen Phänomenen und verschiedenen Formen der Kommunikation, sei es Sprache, Schrift oder verschlüsselten Übermittlungsverfahren, führte zu einer intensiven Beschäftigung mit dem Morsealphabet. Die Codierung ist im Werk von Brigitte Kowanz seit 15 Jahren wiederkehrendes Element. Die Künstlerin entwickelte einen Punkt-Strich-Code, bestehend aus Neonkreis und -rechteck, den sie in stets neue, eigenständige Werktypen integriert. Streng linear, expansiv oder geschwungen, an Handschrift erinnernd, formen sich Buchstabencodes, deren Bedeutung sich jedoch erst erschließt, wenn man den Code kennt. Botschaften in Arbeiten wie "A patient waiter is no loser", "Enlighten", "Now we see", alle 2012, erläutern die Arbeit und greifen gleichzeitig historische und philosophische Bezüge auf.

In ihrer neuen Werkgruppe "Discs" bezieht sich Brigitte Kowanz inhaltlich auf die Morsecodierung, verleiht ihrem Medium Licht durch den Einsatz neuer Materialien jedoch neue Form und Gestalt. "In light of light" (2011) und "What Next" (2012) sind virtuelle Reliefs aus Licht und Schatten. Geschliffene Edelstahlscheiben bilden dabei einen matten Spiegel für Neonröhren, die mit Morsecodierung versehen auf den Platten aufgebracht sind. Die Lichtbrechung erscheint in diesen Werken nicht als harter Reflex, sondern als weicher Schimmer, der die Installation nicht mehr flach, sondern räumlich gekrümmt erscheinen lässt.

2009 wurde Brigitte Kowanz mit dem Großen Österreichischen Staatspreis für Bildende Kunst ausgezeichnet. Sie lehrt an der Hochschule für angewandte Kunst Wien.

Brigitte Kowanz - What Next
6. Juli bis 6. Oktober 2012