Wer alles liest, hat nichts begriffen

Mit Nicolas Mahler präsentiert das Karikaturmuseum Krems einen österreichischen Comickünstler und Cartoonisten, der seine erfolgreiche Karriere im Ausland lanciert hat und bis heute in Deutschland und Frankreich prominenter ist als in seiner Heimat. Mahlers internationaler Durchbruch erfolgte in den späten Neunzigerjahren, und sein Aufstieg war rasant. Nach einigen im Selbstverlag veröffentlichten Comicheften publizierte das international renommierte Schweizer Comicmagazin Strapazin Mahlers Boxerballade T.N.T.; wenig später erschien im wichtigen Pariser Autorenverlag L’Association Lone Racer – und als Nächstes kam schon der Abdruck von Kratochvil in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Seither ist Nicolas Mahler zwischen Kanada und China, Schweden und Spanien allgegenwärtig, als Autor unzähliger Bücher und Hefte, aber auch in Zeitungen und Zeitschriften. Viele renommierte Preise sowie Einladungen zu internationalen Filmfestivals zeugen vom Status Nicolas Mahlers in der internationalen Szene.

Alles begann 1997 mit einem umgebauten Automaten am Graben (Wien 1), in welchem Nicolas Mahler statt Kaffee die selber verlegten "Brunfts Bunte Bändchen" feilbot. Es folgten, ebenfalls im Eigenverlag und nicht wirklich erfolgreicher, "Lone Racer" und "Du Falott, Baby!" – und dann war’s sozusagen über Nacht um die Comicwelt geschehen: Plötzlich sorgten Mahlers Humor und Bildsprache so gut wie überall für Heiterkeit und Begeisterung – vor allem im frankophonen Raum, wo während etlicher Jahre mehr Mahler veröffentlicht wurde als hierzulande. Ob Comics, Comicstrips oder Cartoons, ob Genreparodien oder Autobiografisches, ob Literaturadaptionen, eigene Geschichten oder Alltagsbeobachtungen, ob gesprächige Geschichten oder wortlose Pantomimen, ob dicke Bücher oder kleine Hefte – Mahler ist nicht nur enorm vielseitig, sondern auch enorm produktiv. Nicht einmal er selber weiß genau, wie viele Bücher und Hefte er in den letzten rund 15 Jahren veröffentlicht hat.

Mahlers Erfolg ist alles andere als selbstverständlich, denn seine Kunst ist alles andere als anbiedernd. Sein Strich ist stilisiert bis hart an die Grenze zur Abstraktion und sein Humor schwarz bis hart an die Grenze zum Tragischen. Seine Figuren – entweder lang und dünn oder kurz und rund – tapsen tollpatschig durch erbärmliche Existenzen, und ihr Leben scheint vor allem aus Scheitern und Leiden zu bestehen. Wie alle echten Humoristen ist Nicolas Mahler kein Komödiant, sondern ein Tragiker, dessen Pessimismus nur dank einer gehörigen Portion Humor erträglich wird.

Wer alles liest, hat nichts begriffen
29. November 2013 bis 23. März 2014