Im Oktober zeigt das Theater Kosmos im Rahmen des Kosmodroms die Premiere von „Wald” von Miriam V. Lesch. Florian von Hoermann führt Regie, Michaela Vogel übernimmt die kuratorische Begleitung.
Was passiert, wenn sich die Natur den urbanen Raum zurückholt? Diese Frage stellt die Autorin in ihrem Stück und beantwortet sie mit einer ebenso absurden wie poetischen Vision. Über Nacht wächst auf dem Balkon der Figur A. ein ausgewachsener Baum.
Was zunächst wie eine groteske Störung wirkt, entpuppt sich als globales Phänomen: In ganz Mitteleuropa sprießen Bäume in den Städten, überwuchern Nationaldenkmäler wie den Eiffelturm und lassen die technische Infrastruktur chancenlos zurück. Die Natur beginnt ihre Rückeroberung. Wurzeln, Pilzgeflechte und Kleinstlebewesen bahnen sich ihren Weg durch Beton und Glasfaserleitungen. Die Menschen stehen vor einer existenziellen Entscheidung: radikale Anpassung an die Natur oder Flucht in den globalen Süden. Denn, wie es im Stück heißt: „Für eine einzige Spezies braucht ihr viel zu viel Platz.“
Lesch verbindet in ihrer Erzählweise scharf beobachtete Gegenwartsthemen mit feinem Humor und surrealen Momenten. Figuren wie Bambi, Cäsar oder der römische Chronist Plinius treten darin ganz selbstverständlich nebeneinander auf und eröffnen absurde Perspektiven auf aktuelle Fragen wie den Klimawandel, das Leben in der Stadt, Fluchtbewegungen und die Krise unserer Lebensweise. Sprachlich gelingt es der Autorin, die Natur selbst zum Sprechen zu bringen – durch Bäume, Pilze und Käfer, die ihre Sicht auf die Welt mitteilen.
Besonders bemerkenswert ist die Entstehungsgeschichte dieser Produktion: „Wald“ ist eine Koproduktion mit der renommierten Athanor Schauspielakademie in Passau. Auf der Bühne stehen Absolvent:innen der Akademie, die das Schauspielensemble bilden und auch in den Bereichen Regieassistenz, Kostüme und Bühne prägend mitwirken. So wird „Wald” auch zu einem spannenden Blick auf eine neue Generation von Theatermachern, die frische künstlerische Impulse einbringen.
„Wald” ist ein Theaterstück, das die großen Fragen unserer Zeit in ein bildstarkes Szenario verwandelt: Wachstum, Verlust, Krise und die Suche nach neuen Formen des Zusammenlebens.
Das Kosmodrom ist ein Theaterraum, der jungen Talenten aus den Bereichen Literatur und darstellende Kunst die Möglichkeit bietet, ihre ersten oder nächsten künstlerischen Schritte zu gehen. Es hat sich inzwischen zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Theaterkosmos entwickelt – als Ort der Entfaltung, Begegnung und Inspiration für junge Theaterschaffende ebenso wie für ein junges Publikum.
Als Kommunikator einer lebendigen Gegenwartskultur versteht sich das Kosmodrom als Startrampe für Künstler:innen, die hier Raum für Weiterentwicklung, Experiment und öffentliche Positionierung finden. Seit 2023 steht die Schauspielerin und Regisseurin Michaela Vogel an der künstlerischen Spitze des Kosmodroms. Unter ihrer Leitung wird der Fokus noch stärker auf die Förderung junger Talente gelegt. Geplant sind mehrere Projekte und Uraufführungsabende im „kleinen Format“, bei denen neue Texte junger Autor:innen von jungen Regieteams und Schauspieler:innen auf die Bühne gebracht werden.
Wald
Von Miriam V. Lesch
Premiere: Donnerstag, 16. Oktober 2025, 20 Uhr
Weitere Termine: Freitag, 17. Oktober, 10 Uhr (Schulvorstellung) | Freitag, 17. Oktober, 20 Uhr | Samstag, 18. Oktober, 20 Uhr | Sonntag, 19. Oktober, 17 Uhr