Die Ausstellung im Bildraum Bodensee greift aktuelle gesellschaftliche und politische Strömungen auf und setzt sich auf assoziative Weise mit ihnen auseinander.
Zu diesem Zweck arbeitet Wendelin Pressl unter anderem mit Spiegeln und den durch sie hervorgerufenen Reflexionen als "Abbild des Eigentlichen". In der Ausstellung von Wendelin Pressl geht es jedoch nicht primär um das Phänomen der Spiegelung, das die Kunst der Gesellschaft vorwirft, sondern vielmehr um jene Art der Selbstbespiegelung, in der sich die Gesellschaft selbst betrachtet, bewundert und beobachtet. Um Selfies und Social Media und ihre narzisstischen Glitzeroberflächen. Um die Erfahrungen von Überwachung und Konsum. Um die Vorspiegelung falscher Tatsachen. Zum Beispiel, dass es irgendwo einen alternativen Lebensraum gibt. Die meisten von Pressls sehr analogen Arbeiten lassen sich benutzen, laden die Betrachter:innen ein, zu interagieren, zu "Usern" zu werden.
Die Serie "Product Features" umfasst Zeichnungen auf Gebrauchsanweisungen verschiedener Produkte. Aus dem Zusammenhang gelöst und quasi wissenschaftlich quantifiziert und gezählt, wirken sie wie surreale Fundstücke einer fremden Zivilisation. Das Produkt als Erzeugnis menschlicher Arbeit ist zum austauschbaren Platzhalter unseres kapitalistischen Wertesystems geworden. Und über dieses System kommunizieren wir so viel, dass wir im Grunde gar nicht mehr kommunizieren. Der Antikommunikator bietet die Möglichkeit der Ego-Verkapselung. Und wenn man schon beim Beobachten ist, dann auch gleich die Beobachtungshilfe!
Oder das Egozentrische Weltbild - das Ego endlich im Zentrum des Universums - das unendliche Selfie. Und schließlich der Planetomat, der uns etwas vormacht, der lügt und mit einer wissenschaftlich anmutenden Erzählung uns ein Stück leere Ausstellungswand als Planeten verkauft. " There is no planet B ... now we have the salad."
Wendelin Pressl (*1971) lebt und arbeitet als freier Künstler in Wien.
Wendelin Pressl | Now we have the salad
oder: Das Abbild des Eigentlichen
27. November 2024 bis 5. Februar 2025
Eröffnung: Mittwoch, 27. November, 19 Uhr
Zur Ausstellung: Anne Zühlke, künstlerische Leitung, DOCK 20, Lustenau