Die Amsterdamer Malerin Rachel Ruysch schuf prächtige, täuschend echt wirkende Blumenstillleben mit Pflanzen und Früchten, Schmetterlingen und Insekten aus den verschiedensten Regionen der Welt. Schon zu Lebzeiten galten ihre Bilder als begehrte und teure Sammlerstücke. In der Alten Pinakothek in München, im Toledo Museum of Art und im Museum of Fine Arts in Boston wird ihr nun die weltweit erste große Retrospektive gewidmet.
Als "Hollands Kunstwunder" wurde Rachel Ruysch (1664-1750) schon zu Lebzeiten hoch geschätzt. Sie war so begehrt, dass die Amsterdamer Malerin es sich leisten konnte, jährlich nur wenige Bilder zu produzieren. Als Tochter des berühmten Anatomie- und Botanikprofessors Frederik Ruysch, erstes weibliches Mitglied der angesehenen Haager Künstlervereinigung Pictura, Hofmalerin des Wittelsbacher Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz in Düsseldorf, Lottogewinnerin und zehnfache Mutter war sie eine Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit. Dennoch sind ihr Leben und ihr Werk bis heute nur unzureichend erforscht worden.
Die Retrospektive "Rachel Ruysch - Nature into Art" nimmt das Leben der Künstlerin, ihr langjähriges und produktives Schaffen und ihren anhaltenden Ruhm in den Blick. Mit einer Auswahl von über 50 Werken aus allen Schaffensphasen gibt die Ausstellung einen Überblick über die rund siebzigjährige Karriere der Künstlerin. Sie zeigt die Vielfalt ihrer Bildthemen, führt getrennte Gemäldepaare wieder zusammen und verdeutlicht die herausragende Qualität der Künstlerin im Kontext ihrer Zeitgenoss:innen.
Dass Rachel eine jüngere Schwester namens Anna hatte, ist beispielsweise wenig bekannt. Sie war ebenfalls eine begabte Malerin von Blumenstilleben, erreichte aber nicht den beruflichen Erfolg ihrer Schwester. Leben und Werk von Anna sind kaum erforscht, nur etwa ein Dutzend ihrer Gemälde sind heute bekannt. Während die frühen Karrieren der beiden ähnlich zu verlaufen scheinen, sind von Anna nach ihrer Heirat kaum Werke bekannt. In der Ausstellung werden die Stillleben der Schwestern erstmals gemeinsam gezeigt.
Gleichzeitig wird das künstlerische und intellektuelle Umfeld beleuchtet, in dem sie lebten und arbeiteten. Insbesondere werden die Bezüge ihres Schaffens zu den großen wissenschaftlichen Fragen des 17. und 18. Denn die berühmte Sammlung naturwissenschaftlicher Präparate ihres Vaters Frederik Ruysch dürfte eine wesentliche Inspirationsquelle für ihr künstlerisches Schaffen gewesen sein.
So wirft die Ausstellung ein neues Licht auf die Beziehungen zwischen Kunst, Natur und Wissenschaft in einer Zeit des wissenschaftlichen Umbruchs und auf die Rolle der Frauen in der Naturforschung. Dabei werden auch die Beziehungen von Rachel Ruysch zu anderen namhaften Stilllebenmaler:innen und die Tradition der Blumenmalerei, auf der sie aufbaute, einbezogen. Durch die Gegenüberstellung mit Gemälden ihres Lehrers Willem van Aelst, ihrer Zeitgenossen Jan Davidsz. de Heem, Otto Marseus van Schrieck und Abraham Mignon sowie anderer talentierter Künstlerinnen wie ihrer Schwester Anna Ruysch, Maria van Oosterwijck und Alida Withoos werden ihre Einflüsse, ihre Experimentierfreude und ihre Innovationskraft deutlich.
In der Alten Pinakothek werden rund 80 Gemälde nationaler und internationaler Leihgeber aus 14 Ländern gezeigt, darunter 57 Gemälde von Rachel Ruysch selbst, rund 41 Arbeiten auf Papier, etwa 600 zoologische und botanische Präparate sowie historische optische Instrumente.
Rachel Ruysch - Nature into Art
bis 16. März 2025