Weinnotizen # 1

13. Februar 2012 Kurt Bracharz
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Die Flaschen des Château Lafite Rothschild-Jahrgangs 2008 haben unter der Jahreszahl in arabischen Ziffern das chinesische Schriftzeichen für die in China als Glückszahl geltende Acht eingraviert. Château Mouton Rothschild hat das Etikett für 2008 von dem chinesischen Künstler Xu Lei entwerfen lassen. Beides hat zu Preissteigerungen nicht nur für chinesische Abnehmer geführt.

Die bisher als spezifisch österreichisch geltende Weißweintraube Grüner Veltliner wird in zunehmendem Maße in Neuseeland, Australien und Kalifornien angebaut.

Die Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW hat neue Klone der alten Schweizer Weißweinsorte Räuschling gezüchtet, die gegen kaltes Wetter während der Blüte weniger anfällig sind und früher reifen als die herkömmlichen, deren Ertrag immer sehr stark schwankte. Der Räuschling heißt auch Zürirebe, weil er fast nur noch im Kanton Zürich angebaut wird. Dank der Eleganz seiner Säure kann der grünlich-gelbe, dezent fruchtige Räuschling durchaus auch ausgezeichnete Qualitäten mit guter Lagerfähigkeit hervorbringen. Der Name leitet sich von Rössling oder Rüssling (wegen seines rötlichen Holzes) ab. Die genaue Herkunft dieser Traube ist unbekannt, das "Lexikon des Schweizer Weins" vermutet: "Möglicherweise ist sie eine Spielart des Ortliebers, der früher in der Pfalz und im Elsass unter dem Namen Kipperling (Knipperlé) grosse Bedeutung hatte."

Der Montepulciano d’Abruzzo hat nichts mit dem Vino Nobile di Montepulciano zu tun. Der Wein aus den Abruzzen wird aus der Traubensorte Montepulciano (auch Cordisco, Morellone, Primaticcio und Uva Abruzzi genannt) erzeugt. Die Weine aus der Stadt Montepulciano in der Toskana, westlich von Montalcino, also der Vino Nobile di Montepulciano und der Rosso di Montepulciano, sind nach dieser benannt und werden aus dem in der Toskana seit dem 18. Jahrhundert bekannten Sangiovese-Klon Prugnolo gentile gemacht.

Taavi Soininvaara, *1966, ist ein finnischer Thriller-Autor, der sich in seinen dicken Büchern um die Genauigkeit bei realistischen Details bemüht und beispielsweise die real existierenden Restaurants, in denen seine Figuren essen, beim Namen nennt. In der deutschen Ausgabe von "Schwarz. Leo Kara ermittelt" (Berlin 2011) sitzt der Generaldirektor des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung im "Steirereck" und trinkt zu Lamm mit Frühlingszwiebeln auf Pfefferminzsauce einen "vorzüglichen" Rotwein namens Schöneberger. Der Leser fragt sich, ob das die Weißweinrebe Schönburger sein soll, die zu Frühlingszwiebeln mit Pfefferminzsauce besser passen würde, oder der Mörbischer Winzer Schönberger, der gute Rotweine macht, sich aber ohne "e" in der Wortmitte schreibt.

Bei den zulässigen Höchsterträgen gab es Änderungen in beiden Richtungen: Das Consorzio Brunello di Montalcino hatte schon 2006 von 8000 Kilogramm pro Hektar auf 7000 reduziert und erlaubte ab dem Jahrgang 2011 maximal 6000 Kilo. Kleine Erzeuger dürfen auf ihrem ersten Hektar weiterhin 7000 Kilo produzieren. In der Champagne sind hingegen die Höchsterträge für 2011 vom Comité interprofessionel du vin de Champagne um fast 20 Prozent auf 12.500 Kilogramm pro Hektar erhöht worden. Die gesetzlich mögliche Obergrenze liegt bei 15.000 Kilogramm.

Der Wirt und Weinsammler Christian Vanneque hat bei einer Londoner Auktion eine Flasche Château d’Yquem aus dem Jahre 1811 für 75.000 Pfund erworben und stellt sie in seinem Restaurant auf Bali hinter Panzerglas zur Schau.

Als erstes der bekannten Weingüter im Bordelais versieht Château Pichon-Longueville die Rückenetiketten seiner Bouteillen ab dem Jahrgang 2009 mit einem QRC (Quick Response Code), der grafischen Datenquelle für Smartphones.

Moet et Chandon hat in China 66 ha Weinberge mit Reben bepflanzt, von denen eine halbe Million Liter Ertrag erwartet wird. Das damit geplante Produkt des bekannten Champagnerhauses könnte nach französischem und nach EU-Recht nur als "Schaumwein" deklariert werden. Die Amerikaner ignorieren bekanntlich diese Vorschriften und produzieren eigenen "Champagne", aber in China stellt sich das Problem vielleicht gar nicht: Falls es ein eigenes Schriftzeichen für Champagner gibt, wird in diesem Zeichen ja kein Bezug auf das Gebiet der Champagne vorhanden sein, so dass es problemlos auf ein chinesisches Etikett gesetzt werden könnte.

Der Besitzer des Châteaus Rauzan-Ségla, das Modehaus Chanel, beauftragte zum 350-jährigen Bestehen des Weinguts seinen Chefdesigner Karl Lagerfeld, das Etikett für den Jahrgang 2009 zu entwerfen. Das Label zeigt nun ein Bild des Châteaus.

Der amerikanische Verteidigungsminister Leo Panetta trank zusammen mit seiner Frau an Silvester 2011 eine Flasche Château Lafite Rothschild 1870, die er bei einer Wette mit einem Restaurantbesitzer gewonnen hatte. Die Wette war darum gegangen, ob es gelingen würde, Osama Bin Laden aufzuspüren.

Das britische Weinmagazin "Drinks international" veröffentlichte eine von 60 Experten zusammengestellte Liste der weltweit angesehensten Weinmarken. Die ersten vier Plätze werden von Concha y toro (Chile), Torres (Spanien), Jacob’s Creek (Australien) und Antinori (Italien) eingenommen.