Walktanztheater inszeniert das Werk von Hannah Arendt

Die Denkerin Hannah Arendt zählt zu den Schlüsselfiguren der internationalen Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts. Das Walktanztheater, dass dieses Jahr seinen 20. Geburtstag begeht, eintwickelte zum Leben und Werk der grossen Philosophin, politischen Theoretikerin und Publizistin ein Stück, das in sieben Bildern die zentralen Stationen der Denkerin durchläuft. In einer Verbindung von Tanz, Clownerie und Theater unternimmt die von Brigitte Walk inszenierte und von Silke Meier-Brösicke dramaturgisch gestaltete Aufführung eine sinnliche Annäherung an Arendt und gibt den vielen Facetten ihres Schreibens und Verstehens umfassend Raum.

Die deutsche Jüdin, die Philosophie in Marburg, Freiburg und Heidelberg studierte, floh 1933 im Alter von 26 Jahren aus Nazi-Deutschland und emigrierte über die Tschechoslowakei, Italien und die Schweiz zunächst nach Frankreich, später in die USA. Dort lehrte sie politische Theorie an renommierten Universitäten und verfasste als Publizistin zahlreiche Schriften, darunter Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, eine Untersuchung der historischen Entstehung und der gemeinsamen politischen Merkmale von Nationalsozialismus und Stalinismus und heute ein Standardwerk der Totalitarismusforschung, sowie ihren hochumstrittenen Prozessbericht Eichmann in Jerusalem. Ein Bericht von der Banalität des Bösen. Sie war beängstigend klug und scharfsinnig, widersprüchlich, streitbar und provokant, mutig und unabhängig – zwischen allen Stühlen.

Auch heute, 45 Jahre nach ihrem Tod, polarisieren ihre Ideen, Gedanken und Urteile noch immer. In einer nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie global in die Krise gestürzten Welt, in der die Fragilität von Gesundheitssystemen, Volkswirtschaften, Demokratien und freiheitlichen Grundwerten in einem Stresstest nie zuvor dagewesenen Ausmaßes vor Augen geführt wird, sind Arendts Mut im Denken und Urteilen, ihr unbedingter Wille zum Verstehen, sind ihre leidenschaftlichen Plädoyers für Freiheit, für Pluralität und für die genuin menschliche Fähigkeit des Neu-Anfangens uns Mahnung und Hoffnung zugleich.

Nach mehrmaliger Verschiebung findet nun im Alten Hallenbad in Feldkirch am 24. April um 18.00 Uhr die Premiere von "Hannah Arendt. Ohne Geländer" statt.

Hannah Arendt. Ohne Geländer
Realisiert von Walktanztheater
Wo: Feldkirch, Altes Hallenbad (Reichenfeld)
Wann: Premiere: 24.4., 18.00 Uhr
Weitere Aufführungen: 25.4. (11.00); 27.4., 28.4., 30.4., 1.5. (18.00);
2.5. (11.00)

Inszenierung: Brigitte Walk
Dramaturgie: Silke Meier-Brösicke
Ausstattung: Sandra Münchow
Musik: Cornelia Baumgartner
Schauspiel: Helga Pedross / Suat Ünaldi
Tanz: Silvia Salzmann / Sina Nikolaus