Unter dem Titel "6collabor8" lief im September 07 im Feldkircher Palais Liechtenstein eine Ausstellung mit den drei maltesischen Künstlern Vince Briffa, Austin Camilleri und Pierre Portelli sowie den drei Vorarlberger Künstlern Roland Adlassnigg, Arno Egger und Harald Gfader. Nun ist in der Zitadelle von Gozo (Malta) die Gegenausstellung dazu zu sehen (bis 30. November).
Die eigentlichen Wurzeln des Projekts "6collabor8" datieren ins Jahr 1999. Damals zeigte der auf Neue Medien und Installationen fokussierte Künstler Vince Briffa an der 48. Internationalen Biennale Venedig seinen 45-minütigen Video-Loop "Hermes". Diese Arbeit reflektiert eine Art Rückkopplungsmetamorphose von Erde zu Mensch zu Erde und stellt quasi einen Prototypen für das Misstrauen Briffas gegen gängige, indifferente Abgrenzungsmechanismen dar.
"Hermes" ist in diesem Sinne als ein Paradigma für Briffas Art der Entwicklung kunststrategischer Szenarien des In-Frage-Stellens-der-Dinge-an-und-für-sich zu sehen. Seine Methodik, die "unsicheren" Gegensätze von Dasein und Nicht-Dasein, von Leben und Tod zu demaskieren und aus den Angeln zu heben, stiess bei etlichen Kuratoren aus dem deutschsprachigen Raum auf grosse Resonanz und führten zu mehreren Ausstellungseinladungen in Deutschland, Österreich und Liechtenstein. Aus den daraus resultierenden Begegnungen – Briffa hat beispielsweise zwei Mal den Innenraum der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Johanniterkirche in Feldkirch installativ bespielt – ist letztlich das Zusammenarbeitsprojekt der drei maltesischen und drei westösterreichischen Künstler entstanden.
Als nun die drei maltesischen Kunstprotagonisten von 31. August bis 23. September 2007 das Palais in Feldkirch kunst-installativ besetzten, sorgten sie für grosses Aufsehen – sowohl medial als auch beim breiten Publikum. Sämtliche gezeigten Arbeiten – Briffas "Playing God", Camilleris "Gigue aus der Suite Nr. 1 für Solo-Cello von Johann Sebastian Bach, gespielt von Simon Abdilla" als auch Portellis "Feel" – waren komplex angelegt und bezogen den Betrachter aktiv-interaktiv in die Konzepte mit ein. Erst die Anwesenheit des Betrachters führte die Kunstwerke letztlich ihrer finalen Bedeutung zu. Briffa, Camilleri und Portelli schöpfen mit ihrer Art der Kunstproduktion auf substantielle Art und Weise aus den Reservoires zeitgemässer Cross-Media-Klaviaturen.
Ein zum Teil fast umgekehrt reziproker Weg ist bei den Vorarlberger Vertretern dieser "Kollaboration" zu beobachten. Harald Gfader etwa studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien in unmittelbarer Nachbarschaft zum österreichischen "Papst" für Neue Medien, Peter Weibel, und liess sich trotzdem zum "klassischen Maler" ausbilden. Roland Adlassnigg, der aus einer Baumeisterfamilie stammt, erlernte die klassische Stein- und Holzbildhauerei. Erst über diese Umwege flossen dann nach und nach Experimente in Sachen Neue Medien ins Werk ein. Arno Egger, ein ausgebildeter Designer, arbeitete von Beginn seiner künstlerischen Arbeit an medial. Videoinstallationen sind für ihn das aprobate Mittel, um Aussagen über alltäglich Gesellschaftliches, Politisches und Triviales metaphernhaft an der Unendlichkeit des Universums zu spiegeln und zu brechen.
Der Titel der zweistelligen Ausstellungsreihe "6collabor8" suggeriert auf den ersten Blick eine enge Zusammenarbeit auf inhaltlicher Basis zwischen den sechs Kunstschaffenden aus Malta und Österreich. Aber dieser Eindruck täuscht. Die "Kollaboration" bezeichnet in diesem Sinne lediglich ein bilaterales Projekt von Ausstellung und Gegenausstellung in den beiden involvierten Ländern. Eine weitere (zufällige?) Gemeinsamkeit wäre noch darin zu sehen, dass sämtliche eingereichten Projekte installativ und crossmedial ausgerichtet sind. Aber letztlich hat jeder Künstler von "6collabor8" ein in sich völlig autonomes Kunstwerk erschlossen.