Die Herbstausstellung der Kunsthalle Krems zeigt vom 16. September 2007 bis 17. Februar 2008 zum ersten Mal in Europa Meisterwerke der brasilianischen Malerei des 19. Jahrhunderts aus dem Museu Nacional de Belas Artes, Rio de Janeiro sowie der Pinacoteca do Estado de São Paulo und anderen brasilianischen Sammlungen.
Monumentale Bilder von Almeida Júnior, Pedro Weingärtner und anderen zeigen die Geschichte Brasiliens – vom Schicksal der indigenen Bevölkerung zur Christianisierung, vom Dschungel zu den Metropolen. Die Reisebilder des Thomas Ender und zahlreiche botanische, zoologische und kulturelle Exponate, mitgebracht von der großen österreichischen Brasilienexpedition im Jahr 1817, zeigen die besondere Verbindung Österreichs zum Brasilien des 19. Jahrhunderts und runden die mehr als 200 Exponate zählende Ausstellung ab.
Die einzigartige Schau gibt einen Überblick über das Themenspektrum der brasilianischen Malerei im 19. Jahrhundert. Die landschaftliche Vielfalt, bestimmend für das brasilianische Selbstbild und das entstehende Nationalgefühl, ist Thema zahlreicher monumentaler Bilder einer vorwiegend ausländischen Malergeneration der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Realistische Darstellungen des sozialen Lebens stammen von Künstlern wie dem Engländer Henry Chamberlain und dem Bayern Johann Moritz Rugendas, dessen zahlreiche Studien des Sklavenlebens Teil der Ausstellung sind. Auch andere Hauptwerke thematisieren das kulturelle und historische Erbe Brasiliens. So schufen brasilianische Künstler wie José Maria de Medeiros und Rodolfo Amoedo ein idealisiertes Indianerbild als romantische Allegorien zur Entstehung Brasiliens.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts traten naturalistische Darstellungen des brasilianischen Lebens in den Vordergrund. Diese Milieustudien von Künstlern wie Almeida Júnior und Pedro Weingärtner geben ein eindrucksvolles Zeugnis vom täglichen Leben der jungen brasilianischen Nation. Sie legten besonderen Wert darauf, das jeweils "Typische" der verschiedenen Milieus darzustellen. Die Unterschiede zwischen den aufstrebenden urbanen Regionen und den ländlichen Gebieten, deren Lebenskultur bereits im Verschwinden begriffen war, kommen mit starkem Kontrast in zahlreichen Werken zum Ausdruck.
Die österreichische Verbindung zum Brasilien des 19. Jahrhunderts stellt sich vor dem Hintergrund der Heirat Maria Leopoldines von Österreich mit dem portugiesischen Kronprinzen Dom Pedro, dem späteren Kaiser Brasiliens, dar. Im Jahr 1817 reiste eine Delegation von 14 Künstlern und Wissenschaftern, unter anderem der Landschaftsmaler Thomas Ender und der Tierpräparator Johann B. Natterer, zu einer groß angelegten Brasilienexpedition, von der tausende botanische, zoologische und kulturelle Exponate nach Österreich gebracht wurden.
Die Expeditionsteilnehmer waren angehalten, Tagebücher mit exakten Notizen zu Fundorten von Pflanzen und Tieren, deren einheimische Namen und Beobachtungen aller Art zu führen. Diese sollten in regelmäßigen Abständen ebenso wie gesammeltes Material nach Wien gesendet werden. Besonders sollte auf jene Tiere und Pflanzen geachtet werden, die in Europa kultiviert werden könnten. Eine aus dieser Expedition entstandene ethnografische Sammlung von über 2000 Exponaten befindet sich bis heute im Bestand des Wiener Museums für Völkerkunde, ausgestopfte Tiere sind im Naturhistorischen Museum zu sehen. In Kooperation mit dem Naturhistorischen Museum Wien und dem Museum für Völkerkunde können einige bemerkenswerte Stücke dieser Sammlung in Krems gezeigt werden.
Katalog: Brasilien. Von Österreich zur Neuen Welt, 128 Seiten, EUR 19,00
Brasilien - Von Österreich zur Neuen Welt
16. September 2007 bis 17. Februar 2008