Vom sinnvollen Zufall

Der 1924 geborene Franz Huemer lebt in einem ehemaligen Bahnwärterhäuschen bei Feldkirch inmitten seiner Wurzelskulpturen und Schriften. Über Jahrzehnte hinweg hat der ein einzigartiges Werk geschaffen, in dem sich Visionen und Glaube, Leben und Wahn zu einem faszinierenden Ganzen verbinden. Die Ausstellung "Vom sinnvollen Zufall" stellt das Schaffen von Franz Huemer erstmals in einer umfassenden Retrospektive vor.

Der Vorarlberger Künstler Franz Huemer ist in Österreich als Wurzelschnitzer, als Eigenbrötler und Sonderling bekannt. Dahinter verbirgt sich jedoch ein Mensch, der abseits der etablierten Kunstszene ein unerschöpfliches Universum im Grenzbereich zwischen Kunst und Leben geschaffen hat. 1924 in Altenstadt bei Feldkirch geboren und in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, gelangte Huemer nach dem Krieg in französische Kriegsgefangenschaft, wo er schwer erkrankte und eine Persönlichkeitsspaltung mit religiösen Wahnvorstellungen und Visionen durchlebte. Später entwickelte er eine Methode, um sich willentlich in den Zustand der Ekstase zu versetzen und mit dem Jenseits Kontakt aufzunehmen.

Seither sieht Franz Huemer in Dingen aus der Natur, in Wurzeln, Mauerstücken oder in der Landschaft verborgene Zeichen, Indizien einer anderen Welt, die unter der Oberfläche der sichtbaren Wirklichkeit versteckt sind. Diese Formen entdeckt er in erster Linie in Wurzeln, die er mit nach Hause nimmt. Dort entschlüsselt er sie und macht die neuen Bilder sichtbar, indem er das, was er zu erkennen glaubt, wenn nötig mit dem Messer herausarbeitet und mit feinen Pinselstrichen betont. So entstehen wundersame Skulpturen, die den Blick freigeben auf minutiös herausgearbeitete, mit mystischen Figuren beseelte Felder, die den Künstler zu neuen Erkenntnissen führen.

Franz Huemer - Vom sinnvollen Zufall
9. Mai 2010 bis 26. September 2010