Volker Giencke. Ein Teil von mir ist Sprache

Über Gewohntes hinauszugehen, anders zu denken und leidenschaftlich zu agieren sind Forderungen, die Volker Giencke sowohl an seine eigene Arbeit als Architekt als auch an seine Studierenden stellt. Seit mehr als zwanzig Jahren lehrt er als Professor an der Universität Innsbruck und hat damit mehrere Generationen von Studierenden für Architektur sensibilisiert und geprägt.

Aus Anlass der Beendigung seiner Lehrtätigkeit mit Ende des Jahres konzipiert Giencke im aut eine Ausstellung, bei der er die vorhandene Raumstruktur des Adambräus radikal transformiert. Als eigenständiges architektonisches Projekt betrachtet, macht die Ausstellung seine Haltung physisch erlebbar und bietet anhand einer Auswahl seiner Texte einen Einblick in die Gedankenwelt des Architekten.

Über Gewohntes hinauszugehen, anders zu denken und leidenschaftlich zu agieren sind Forderungen, die Volker Giencke sowohl an seine eigene Arbeit als Architekt als auch an seine Studierende stellt. Für ihn ist Architektur die gelungene Balance von Ästhetik, Funktion und Konstruktion, visuellem Empfinden und wissenschaftlichem Denken, und – einem humanistischen Ansatz folgend – immer auf den Menschen bezogen. Der in Kärnten geborene Architekt studierte an der TU Graz, war Mitarbeiter von Günther Domenig und führt dort seit 1982 ein eigenes Büro. Die meisten seiner realisierten Projekte gingen aus Wettbewerben hervor, wobei es manchmal einige Jahre dauerte, bis seine innovativen und konstruktiv anspruchsvollen Bauten realisiert wurden.

Seit mehr als zwanzig Jahren lehrt Volker Giencke als Professor am Institut für experimentelle Architektur ./studio3 der Universität Innsbruck und hat damit mehrere Generationen von Studierenden für Architektur sensibilisiert und geprägt. Dabei ging es ihm immer darum, das Innovative und Visionäre in der Architektur offensiv zu fördern und Architektur abseits der reinen Geschmacksfrage zu behandeln. Im Vordergrund des an der Schnittstelle von zeitgenössischer Kunst, Kultur und experimenteller Architektur angesiedelten Instituts steht das Bemühen, bei den Studierenden ein Feingefühl für soziale Bedürfnisse und gesellschaftlichen Fortschritt zu entwickeln. Kunst ist dabei nicht ästhetischer Ansatz oder Aufputz, sondern wirkt real am kreativen Schaffensprozess von Architektur mit.

Ein wesentliches Ziel, das Giencke in seiner Tätigkeit an der Universität verfolgte, war es, Voraussetzungen für die Verwirklichung "Konkreter Utopien" zu schaffen – einen Begriff, den er 1994 in die Architektur einbrachte. Wesentlich war ihm dabei auch immer die exemplarische Umsetzung von Architekturinstallationen, z. B. die Verwirklichung von sogenannten "folies" ("kleine Verrücktheiten"), die Menschen auf ein Ambiente aufmerksam machen, das sie tagtäglich benützen und dessen Besonderheit sie bisher nicht erkannten.

In diesem Sinne ist auch die von Volker Giencke anlässlich der Beendigung seiner Lehrtätigkeit an der Universität Innsbruck konzipierte Ausstellung im aut eine "folie". Er transformiert die vorhandene Raumstruktur des Adambräus, um die Bewegung im und die Wahrnehmung von Raum zu thematisieren. Die Ausstellung wird zu einem eigenen architektonischen Projekt, das Gienckes Haltung physisch erlebbar macht. Für die BesucherInnen werden sich sowohl räumliche Empfindungen als auch visionäre Betrachtungsperspektiven auf die Architektur in Form von Texten offenbaren und damit die von Giencke in seiner Lehre und seinen Projekten geforderte "Konkrete Utopie" spürbar werden.


Volker Giencke. Ein Teil von mir ist Sprache
20. März bis 27. Juni 2014