Im Bregenzer Festspielhaus läuft noch bis Sonntag Abend die internationale Kunstmesse "Stage". Insgesamt 48 Galerien aus elf Ländern präsentieren Werke von 140 Kunstschaffenden. Wir werfen unseren Blick auf drei Kunstschaffende aus Vorarlberg und einen Künstler aus Innsbruck, die an der Stage 2025 partizipieren.
Die andere Seite
Melanie Ebenhochs neuestes Werk, "Nightmare and Dawn", ist gerade erst getrocknet, man riecht noch das Öl. Wie präsentiert man Kunst auf einer Messe? Für Simeon und Zeynep Brugger von der Galerie Brugger in Klaus darf und muss "jede Arbeit für sich alleine stehen können. Durch die Präsentation von Werken mehrerer Kunstschaffender ergeben sich aber neue Bezüge, neue Themen, die über die einzelnen Arbeiten hinausgehen." Die Galerie Brugger präsentiert in ihrer Koje unter anderen die in Feldkirch geborene und international bekannte Künstlerin Melanie Ebenhoch. "Die Werke gehören zu einer offenen Serie, an der ich seit drei Jahren arbeite, und die ich auch weiterführen werde," erklärt die Künstlerin. Ebenhoch interessiert sich unter anderem für Sigmund Freud, ihre Arbeit ist aufgeladen mit "Projektionen des Unbewussten". Das Bekannte, das Heimliche werde unheimlich in ihrer Malerei, betont sie.
Die Künstlerin verwendet für ihr "Stage Design" gesammelte, alltägliche Objekte und auch selbstgemachte Miniaturen. "Die Zigaretten und die Trauben aus 'Nightmare and Dawn' habe ich beispielsweise aus Ton gefertigt," erläutert sie. Sie fotografierte die Objekte im Abendlicht auf dem Studio Teppich, und malte diese kleine Bühne sorgfältig in altmeisterlich anmutender Technik. Durch die unkonventionelle Form des Bildträgers bekommt Ebenhochs Malerei bildhauerische Bezüge. "Ich gestalte die Form aus Ton, gebe ihr Struktur, gieße sie in Kunstharz ab und verwende sie als Malgrund für meine Ölmalerei." – Sind es "Hüte", wie Simeon Brugger andeutet oder doch "Brüste"? Die skulpturalen Bildträger Melanie Ebenhochs erlauben freie Assoziation.
Papier als zweite Haut
"Tone ist sich selbst treu, seine Arbeit ist authentisch," sagt die Galeristin Lisi Hämmerle über das "Enfant terrible, den Tabubrecher und Provokateur" Tone Fink. Die Galerie Lisi Hämmerle Bregenz widmet Tone Fink eine grosse Einzelschau, sie kennt und begleitet seine Arbeit seit Beginn seiner künstlerischen Karriere. Tone Fink wird prompt seinem Ruf gerecht. Mit seinen Achtzig Jahren klettert er während der Preview flink auf eine Leiter und bemalt – entgegen der strengen Messevorschriften – trotz Protesten – die Stellwand. Tone Fink, rothaarig, blauäugig, sommersprossig und empfindsam, im Bregenzerwald geboren, ist landesweit und international bekannt. Er wählte das Papier als sein liebstes Medium, Lisi Hämmerle zeigt Arbeiten aus Papier und Papierobjekte die über vier Jahrzehnte seines Schaffens umspannen. "Geduldig, verformbar, vergänglich, leicht zu reparieren und ungiftig … Papier begleitet mich seit ich ein Kind bin. Es steht stellvertretend für meine Haut, ich steche, loche, stanze und ritze es," so Fink. Diese Papier-Haut ist Tone Finks Schnittstelle zwischen Innen und Aussen. Sie ist die psychische Wunde, die er reisst, um sie dann mit Stift und Farbe, mit Leimwasser wieder zu heilen. Fantastische Tiere spielen eine Rolle "weil ich Tiere mag. Auch sie begleiten mich seit meiner Kindheit, mein Vater war Huf und Wagenschmied, wir hatten Sauen, Hühner, Pferde, Rinder und Ochsen. Ich selbst bin ein Bücherfink." Auch verfinkte Bücher gibt es vor Ort zu erwerben.
Blau, nur echt lasierend
"Das Tuch wurde mir immer interessanter. Plötzlich habe ich es verinnerlicht, es wurde mein Hauptakteur." Der Faltenwurf, das Tuch begleitet den Maler Drago Persic schon lange. "Das Tuch ist mein sicherer Ort, ich bin hier zu Hause. Es gibt mir die Möglichkeit, Farbpigmente abzuwandeln."
Die Galerie Bechter Kastowsky (Schaan, Wien) zeigt fünf Arbeiten aus der Serie "Bergotte" (2025). "Diese Serie basiert auf der Erfahrung des Künstlers letzten Sommer in Italien. Mit Giotto und den Renaissance-Malern Italiens in Berührung gekommen, hat ihn einmal mehr das direkte Colorit fasziniert: In diesem Fall die Farbe Blau," erklärt Robert Kastowsky und schwärmt von dem "Giotto Blau - aber in Öl auf Leinwand". Er bezieht sich damit auf das weltliche Blau, das Azurit Blau mit dem Giotto den Himmel in der Scrovegni Kapelle in Padua gemalt hat. Für Robert Kastowsky besticht Drago Persic durch sein Farbgefühl: "Er ist Colorist!"
Die Arbeiten sind so neu, dass die Titel dem Künstler noch willkürlich erscheinen, "vielleicht werde ich sie noch ändern." Persic begreift diese Werkgruppe als Notizen für den Farbsuchenden. Die aktuelle Serie verwendet Ultramarin, das chemische Analogon zu Lapislazuli. "Lapislazuli ist das Fra Angelico Blau - es ist die Farbe des Mantels der Madonna."
Persic hat sich die Technik, das Blau lasierend zu malen, über lange Zeit erarbeitet. "Ich mache das nur für mich", sagt er, "die Arbeit im Studio ist ein Traum". "Nur mit korrekter Technik, nur lasierend gelingt diese Farbe."
Drago Persic schreibt zu den Bildern: "In Prousts 'Die Gefangene' besucht der kranke Protagonist Bergotte mit letzter Kraft eine Vermeer-Ausstellung, weil er von einem Detail eines Gemäldes gehört hat, einem Farbton, einer eigentümlichen gelben Mauerecke. Er kennt das Bild in- und auswendig, kann sich aber an dieses Detail nicht erinnern. Als er vor dem Bild steht und dieses farbige Detail auch sieht, ist der kranke Bergotte so freudig aufgelöst, dass er beim Anblick des Farbdetails stirbt."
Die Serie "Bergotte", wird weitergeführt und ist als Teil der Ausstellung "Du sollst dir ein Bild machen" über Religion in der zeitgenössischen Kunst ab Oktober im Künstlerhaus in Wien zu sehen.
Den Fisch am kleinen Finger
In der gleichen Koje, direkt neben dem ultramarinen Faltenwurf steht die Skulptur "No 208" des Innsbrucker Bildhauers Mario Dilitz. Für die Kuratorin Eva-Maria Bechter trifft hier "klassisches Material und klassisches Medium auf ein heutiges Weltbild."
Mario Dilitz war Profi-Skifahrer und hat eine Ausbildung zum Holzschnitzer abgeschlossen. Längst ist er zum international anerkannten Künstler avanciert. Ihn interessiert "die Form, das ausgewogene Verhältnis zwischen Skulptur und Objekt. Die Interpretation überlässt er dem Betrachter." Der Bildhauer habe früher "am Holzblock geschnitzt", heute modelliert er seine Arbeiten oft in Ton. Das Werk wird dann grob aus Holz gefräst, um händisch fertiggestellt zu werden. Manche Figuren lässt Dilitz in Bronze gießen, so auch den stehenden Jungen mit dem Hai.
Stage Bregenz 2025
20. bis 23. März 2025
Festspielhaus Bregenz
Eröffnung: 20. März 2025
Vernissage: 17-20 Uhr
Ausstellungstage: 21.-23. März 2025
21. März: 12-19 Uhr
22. März: 11-19 Uhr
23. März: 10-18 Uhr
https://stage-bregenz.art
https://melanieebenhoch.com
https://www.tonefink.at
https://www.dragopersic.com
https://mariodilitz.com