Viennale 2013: Ein "Best of" des Filmjahres

Vom 24. Oktober bis 6. November steht Wien wieder im Zeichen des Kinos. Keinen Wettbewerb bietet das größte österreichische Filmfestival, aber dafür zahlreiche große Filme des Jahres und auch Weltpremieren fehlen nicht. – Der Vorverkauf beginnt am Samstag, den 19.10. 2013.

Eröffnet wird das Festival mit einem Film, der puren Kinogenuss verspricht: "Inside Llewyn Davis", der in Cannes gefeierte neue Film von Joel und Ethan Coen, in dem das Brüderpaar von einem erfolglosen Folksänger der 1960er Jahre erzählt. Hoch wird die Latte damit schon zum Beginn gelegt, doch die Perlen scheinen über das ganze Festival schön verteilt.

Aus den USA darf man sich auch auf Alexander Paynes ebenfalls in Cannes preisgekröntes schwarzweißes Roadmovie "Nebraska" freuen und gleich mit zwei Filmen ist David Gordon Green vertreten. Neben der lakonischen Komödie "Prince Avalanche", die sich ganz auf zwei Straßenarbeiter auf einem Highway in einem menschenleeren Waldgebiet konzentriert, gibt es von Green in Wien auch den düsteren "Joe" zu sehen, der schon im Wettbewerb von Venedig lief.

Woody Allen ist nach seinen Ausflügen nach Europa wieder in die USA zurückgekehrt, doch "Blue Jasmine" spielt nicht in New York, sondern für einmal am anderen Ende der USA, nämlich in San Francisco. Während dieser Film noch im November regulär in den österreichischen Kinos starten wird, gibt es Barry Levinsons Öko-Horrorthriller "The Bay", in dem der "Rain Man"-Regisseur mit fingierter Found-Footage den Eindruck von Authentizität erzeugt außerhalb von Festivals wohl nur auf DVD zu sehen. Kelly Reichardts Öko-Thriller "Night Moves" hat dagegen schon einen Verleih und sollte somit spätestens nächstes Jahr ins reguläre Kinoprogramm kommen.

Wie gewohnt bekommt auch das US-Independentkino viel Platz bei der Viennale. Matt Johnsons beim Sundance-Festival preisgekröntes Debüt "The Dirties" findet sich ebenso im Programm wie "I Used to Be Darker" von Matt Porterfield, der damit nach "Hamilton" und "Putty Hill" schon zum dritten Mal beim Wiener Filmfestival vertreten ist. Während Eliza Hittman laut Programmheft mit ihrem Langfilmdebüt "It Felt Like Love" eine Coming-of-Age-Geschichte beisteuert, soll Shane Carruths zweiter Spielfilm "Upstream Color" aus allen Kategorien fallen.

Neben den Amerikanern fehlen aber auch große Namen aus Europa und Asien nicht. Abdellatif Kechiches Cannes-Sieger "La vie d´Adèle" wurde ebenso eingeladen wie Hirokazu Kore-Edas ebenfalls in Cannes ausgezeichneter "Like Father, Like Son" oder Jia Zhangkes "Tian Zhu Ding" und Arnaud Desplechins "Jimmy P. (Psychotherapy of a Plains Indian)". Während Tsai Ming-Liangs "Stray Dogs" mit endlos langen Einstellungen ausgesprochen meditativ sein dürfte, erzählt Francois Ozon in "Jeune et jolie" ebenso souverän wie kühl und auf alle Erklärungen verzichtend von einer Gymnasiastin, die sich prostituiert.

Viel Platz räumt Festivaldirektor Hans Hurch auch immer dem ästhetisch innovativen – und damit zumeist auch sperrigen – Kino ein. Albert Serras zweieinhalbstündiger Locarno-Sieger "Historia de la meva mort" ist ebenso zu dieser Gruppe zu rechnen wie Corneliu Porumboius "When Evening Falls on Bucharest or Metabolism" oder der vierstündige "Norte, The End of History" des Philippino Lav Diaz.

Viel Beachtung fand bei der Berlinale Ramon Zürchers "Das merkwürdige Kätzchen", minimalistisch, aber faszinierend ist auf jeden Fall "L´inconnu du lac", in dem Alain Guiraudie an einem See in Südfrankreich, an dem sich im Sommer nur Schwule treffen, einen irritierenden Thriller entwickelt.

Vielfältig ist auch heuer wieder das Programm im Bereich des Dokumentarfilms. In Claude Lanzmanns fast vierstündigem "Le dernier des injustes" erinnert sich der ehemalige Wiener Rabbiner und so genannte "Judenältesten" des KZ Theresienstadt an den Holocaust. Frederick Wiseman schildert dagegen gewohnt kommentarlos in "At Berkeley" die renommierte amerikanische Universität. Viel Aufsehen erregt hat auch schon "The Act of Killing", in dem Joshua Oppenheimer und Christine Cynn dem Massenmord des indonesischen Diktaors Suharto an Kommunisten und anderen Regimegegnern nachspürt und einstige Gewalttäter dazu brachte, den Film mitzugestalten, indem ihre bestialischen Taten von damals reinszeniert wurden.

An Weltpremieren darf man unter anderem auf "Dialogue d´ombres", für den Jean-Marie Straub einen Text von Georges Bernanos bearbeitete, Ruth Beckermanns Dokumentarfilm "Those Who Go Those Who Stay" oder Klaus Lemkes "Kein großes Ding" gespannt sein.

Stargast der diesjährigen Viennale wird der Schauspieler Will Ferrell sein, der mit mehreren Filmen, darunter Marc Forsters "Stranger than Fiction" geehrt wird. Und schließlich wird mit einer großen, gemeinsam mit dem Filmmuseum Jerry Lewis oder mit Howard Hawks´ Western "The Big Sky", den man auf keinen Fall versäumen sollte, auch die Filmgeschichte gepflegt.

Trailer zur Viennale 2013