Verzehr im biblischen Kontext - Mahlzeit

Die Nahrungsaufnahme ist das Thema der Menschheit schlechthin. Es berührt sämtliche Bereiche des Lebens und umfasst körperliche, psychische, soziale, wirtschaftliche, religiöse, politische und besonders auch kulturelle Aspekte.

Gerade die Klimakrise sowie der Krieg in der Ukraine zeigen, wie sehr alles im Leben auch an Fragen der Ernährung gekoppelt ist. Schließlich hat sich die Ernährungssituation in vielen Ländern extrem verschärft durch die Tatsache, dass die Weizenexporte aus der Ukraine als Kornkammer der Welt stark zurückgingen und die Preise exorbitant in die Höhe gestiegen sind. Zugleich leben immer mehr Menschen in dem Bewusstsein, durch einen veganen Ernährungsstil ihren CO2-Abdruck zu verringern und somit aktiv etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Die epochenübergreifende Schau "Mahlzeit" im Dom Museum Wien verhandelt gerade in diesen herausfordernden Zeiten ein gleichermaßen sinnlich-lebensbejahendes wie gesellschafts- und geopolitisch brisantes Ausstellungsthema.

„Stand vor eineinhalb Jahren noch der Wunsch nach einem Lust und Freude vermittelnden Thema – auch im Kontrast zu ‚arm & reich‘ – im Fokus, so stellte sich im Zuge des kuratorischen Prozesses immer mehr heraus, wie sehr die Essensthematik an die beiden vorhergehenden Ausstellungen – jene über die Mensch-Umwelt-Beziehung und jene über ökonomische Ungleichheiten – anschließt und wieviel ernster sie eigentlich werden wird, als ursprünglich von uns intendiert“, so Museumsdirektorin Johanna Schwanberg, die die Schau kuratiert hat. Dass das Dom Museum Wien in vieler Hinsicht einzigartig positioniert ist, um dieses Thema zu beleuchten, spiegelt die große Relevanz, die Speisen und deren gemeinsamer Verzehr im biblischen Kontext haben. Kennzeichnend ist dabei das Niederreißen von sozialen Hierarchien und die Einladung aller, egal ob angesehen oder ausgegrenzt, an einen gemeinsamen Tisch.

Die Ausstellung zeigt sowohl Werke aus den historischen Beständen des Hauses als auch aus der Sammlung Otto Mauer Contemporary, umfasst aber auch hochkarätige Leihgaben aus nationalen und internationalen Sammlungen, Museen, Stiften und Galerien. Mahlzeit bezieht Arbeiten zahlreicher Gegenwartskünstler*innen mit mehreren zum Teil eigens für die Schau entwickelten oder neu für die Sammlung erworbenen Werken in die Ausstellung ein.

Die Schau erzählt keine chronologische Geschichte: Vielmehr werden durch häufig auch kontrastreiche Gegenüberstellungen von Werken unterschiedlichster Kunstepochen Fragen aufgeworfen, die Besucher:innen einerseits dazu einladen, darüber nachzudenken, wie sehr das scheinbar alltägliche Thema Essen mit allen entscheidenden Aspekten des Lebens zusammenhängt. Andererseits machen sowohl die einzelnen Exponate als auch die räumliche Gestaltung sichtbar, wie sehr Ernährungsgewohnheiten und Mahlzeiten mit historischen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen verknüpft sind und sich immer wieder verändern. Kontinuitäten und Brüche werden nachvollziehbar.

Mit Arbeiten und Werken von Marina Abramović, Sonja Alhäuser, Atelier Van Lieshout, Abraham van Beyeren, Lois Bielefeld, Pieter de Bloot, Thierry Boutonnier, Götz Bury, Joseph Beuys, Catrin Bolt, Elinor Carucci, Heinz Cibulka, Domenico Cresti gen. Passignano, Josef Danhauser, desertArtLAB, Martin Dichtl, Albin Egger-Lienz, Christian Eisenberger, Jan Fyt, Gaetano Gandolfi, Floris Gerritsz van Schooten, Geldorp Gortzius, Robert F. Hammerstiel, honey & bunny, Nelson Jalil, Ulrike Köb, Maria Lassnig, Meister des Friedrichaltars, Maha Malluh, Katharina Mayer, Veronika Merklein, Jan Miense Molenaer, Izumi Miyazaki, Anna Paul, Klaus Pichler, Dieter Roth, Zina SaroWiwa, Christoph Daniel Schenck, Astrid Schulz, Gregg Segal, Taryn Simon, Stéphane Soulié, Daniel Spoerri, Jan Steen, Maja Vukoje, Franz West, Werkstatt des Lucas Cranach d. Ä., Ramiro Wong sowie historische Künstler*innen, deren Namen nicht überliefert sind.

Mahlzeit
29. September 2022 bis 27. August 2023