Verbrechensverfilzung

In Zeiten, wo ein Parteichef für eine telefonische Auskunft eine Million Schillinge kassierte (hat er die damals als Einnahme in seiner Steuererklärung angeführt? Wurde das überprüft?), wo Knilche für Pressekonferenzen einen noch höheren Betrag in Rechnung stellen und erhalten (EUR 90"000.-), wo X-fach höhere Beträge verfliessen, versickern oder sonst unauffindbar werden in hochspezialisierten Geschäften bestausgebildeter Manager, die vor lauter Coaching und Training und Beratung gar nicht anders können als "gut" zu sein, wundert es nicht, dass Firmen Milliarden in Schmier- und Bestechungsgelder pumpen.

Es passt ins Bild, dass ein Zwergstaat wie Liechtenstein mit seinem Fürst eigentlich eine Insel für Geldverschiebungen und -wäschereien darstellt, ebenso die anderen Oasen für Milliardäre und Millionäre, die nur dann ins Gerede kommen, hierzulande zumindest, wenn eine heimische Firma doch nicht heimisch war oder ist, sondern auf einer der berüchtigten Kanalinseln "hauste", die von den Briten als Steueroasen tapfer verteidigt werden, was die anderen Unionsmitglieder ebenso tapfer und verständnisvoll akzeptieren. Man ist ja unter sich und macht Geschäfte. (Und die Kleinstaaten sind ja überaus beliebt...)

Die Korruption in der Union stellt alle nationalen in Europa in den Schatten. Da wundert es den Unbedarften, weshalb in einigen Mitgliedsländern doch Vorwürfe und Anklagen gegen gewisse Firmen oder Persönlichkeiten laut werden. Ein Fehler im System? Gezielte Aktion? Wer steckt dahinter? Wohin wird das führen?

Das Ganze hat Ausmasse angenommen, für den auf Medien angewiesenen Zeitgenossen zumal, die die politischen Unregelmässigkeiten verblassen lassen. Wenn"s um die "Kohle" geht, übersieht man leicht Staatsfehden und -terror, Polizeimachenschaften oder kriminellen Amtsmissbrauch.

Bei uns antworten Befragte mit Nichtantworten bzw. stereotypen Leerformeln. Und kommen durch damit. Bis jetzt. Ein Fall, in den eine junge Frau involviert ist, rührt mehr, als der politische Abyssus, der sich erschreckend auftut und eigentlich sofort eine Staatskrise sondergleichen hervorrufen müsste. Aber nichts Dramatisches ereignet sich. Die Schwätzer schwätzen, die Befrager fragen, die Nichtantworter bellen, kläffen, husten, grunzen, murmeln. Dreschen Klischees. Und alles geht seinen Weg.

Wir passen gut in die EU. Die scheint ein Augiasstall besonderer Art geworden zu sein, eine unheilvolle Mischung aus syndikalisiertem Verbrechen in Militär, Wirtschaft und Politik. Andererseits dürfte gerade das zum Bestand des Konglomorats beitragen. Das zeigt sich in der Aussenpolitik, wo eine Staatssezession in Exjugoslawien gefördert wird, während sie im demokratischen Königreich Belgien verzweifelt und teuer verhindert wird.

Nachrichten im Radio und Fernsehen unterscheiden sich immer weniger von den Billig-Soaps, die der zwangsgebührenfinanzierte ORF in den USA einkauft. Das hat sicher volksbildnerisches System und soll helfen, alles nicht so schlimm zu nehmen. Wenn tagtäglich und nächtlich einem vorgezeigt wird, wie böse die Welt ist und wie tapfer Spezialeinheiten sich schlagen für Recht und Ordnung, nimmt man die Horrormeldungen vom Tage leichter hin bzw. erkennt sie gar nicht mehr als Horror, sondern nur noch als Dekor.

Wird schon nicht so schlimm sein. Eine Milliarde Euro. Was ist das schon? Eintausend Millionen Euros. Es kann nicht viel sein, wenn im kleinen Österreich eine Gewerkschaftsbank über ihre hochgeschulten Mitarbeiter ein, zwei Milliarden "versenken". Es kann nicht viel sein, wenn in Frankreich eine Grossbank gleich fünf Milliarden verliert, weil ein einzelner Angestellter, so behaupten die Bankverantwortlichen, halt "gespielt", spekuliert hat. Pech gehabt. Kontrolle? Gesetze? Haben wir doch. Aber.

Waffengeschäfte, Atomkraftwerke, Umweltauflagen, Landwirtschaftsförderungen, Verkehr, Bankenwesen, Inflationspolitik, Kriegseinsätze, Polizeiaktionen etc.: alles unter Kontrolle. Man sieht es. Es geht uns gut. Europa ist reich. Wir sind reich.

Man sollte präziser definieren, wer dieses "wir" ist!