Unsichtbare Wellen - 100 Jahre Radio

Vor genau 100 Jahren, am 1. Oktober 1924, nahm die Radio-Verkehrs-AG (RAVAG) als erste österreichische Rundfunkanstalt den Sendebetrieb auf. Das Museum im Zeughaus in Innsbruck würdigt dieses Jubiläum mit einer Sonderausstellung zur Geschichte des Rundfunks in Tirol. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die kulturgeschichtlichen Entwicklungen und die technischen Errungenschaften.

Zahlreiche Radiogeräte aus der Historischen Sammlung der Tiroler Landesmuseen veranschaulichen die Entwicklung des Mediums. An interaktiven Stationen kann man in die Vergangenheit hören oder sich selbst im Aufnahmestudio versuchen. Kulturgeschichtliche Phänomene, technische Meilensteine und medienpolitische Ereignisse werden dabei sowohl aus der Perspektive des Senders als auch aus der des Empfängers beleuchtet, wobei die beiden Erzählstränge immer wieder ineinander greifen. Ausgehend von den Anfängen des Rundfunks in den 1920er Jahren führt der Ausstellungsrundgang in die Gegenwart.

Wo war das erste Radiostudio in Innsbruck? Ist Radiohören gesundheitsschädlich? Was hat es mit dem „magischen Auge“ auf sich? Nachdem die Anfänge des Radios von Faszination und Ängsten gleichermaßen geprägt waren, wurden die Geräte im Laufe der Jahre immer populärer, erschwinglicher und einfacher zu bedienen. Die Erfindung des Lautsprechers Mitte der 1920er Jahre ermöglichte das gemeinsame Radiohören, da man nun nicht mehr auf Kopfhörer angewiesen war. Nachrichten, Sportreportagen, Musik, Hörspiele und vieles mehr standen auf dem Programm, bis das Medium im Austrofaschismus und in der NS-Zeit zum Propagandainstrument wurde und wie kein anderes Medium in der Lage war, die Bevölkerung flächendeckend zu manipulieren.

Mit der Einführung der Ultrakurzwelle (UKW) in den 1950er Jahren verbesserte sich die Empfangsqualität gegenüber der Mittelwelle enorm. Zudem ermöglichten verschiedene Erfindungen die Herstellung kompakterer und später sogar mobiler Geräte, wodurch das Radio in die verschiedensten Bereiche des täglichen Lebens Einzug hielt: Es lief im Stall, um die Tiere zu beruhigen, auf Baustellen, und der Radiowecker weckte die Menschen morgens aus dem Schlaf. Die Erfindung des Kassettenrekorders 1963 eröffnete die Möglichkeit, Musik selbst aufzunehmen und nach Lust und Laune, ähnlich einer Playlist, abzuspielen.
Mit der Gründung der Österreichischen Rundfunk GmbH, der Vorgängerin des Österreichischen Rundfunks (ORF), wurde der Rundfunk ab 1957 der Bundesregierung unterstellt und damit politisch besetzt. Gegen dieses Rundfunkmonopol wehrten sich jahrelang „Piratensender“, die z.B. aus den Tiroler Bergen eigene illegale Programme ausstrahlten und gemeinsam mit anderen Institutionen die Liberalisierung des Rundfunks forderten. 1993 schließlich ermöglichte ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte die Zulassung privater Radiolizenzen, wodurch das österreichische und ab 1998 auch das Tiroler Radioangebot größer und vielfältiger wurde.

Die Ausstellung wird von einem umfangreichen Rahmenprogramm begleitet.

Unsichtbare Wellen
Das Museum im Zeughaus feiert 100 Jahre Radio
Museum im Zeughaus
18. Oktober 2024 bis 31. August 2025