Unendliches Architektur-Archiv

Mit der Eröffnung der 3. Etappe der »a_schau« schließt sich eine Lücke in der österreichischen Museumslandschaft: Mit der komplettierten Dauerausstellung (1., 2. und 3. Etappe) öffnete das Architekturzentrum Wien sein permanentes Schaufenster zur baukulturellen Identität des Landes, und präsentiert damit 150 Jahre beachtliche heimische Architekturgeschichte erstmals in einer Ausstellung in Österreich.

Auf 300m² werden rund 170 ArchitektInnen mit 420 Bauten in den neun Bundesländern vielschichtig und abwechslungsreich für ein breites Publikum vorgestellt. Dabei steht nicht die Präsentation einzelner Bauwerke im Mittelpunkt, sondern die umfassende Darstellung von Architektur mit ihren vielfältigen kulturellen, technischen und sozialen Verflechtungen. An die Stelle des auratischen Originals tritt in der »a_schau« die systematische dokumentarische Verdichtung von Materialien (Pläne, Fotos, Texte, Filmdokumente, Modelle) eines im Prinzip unendlich angelegten Archivs der österreichischen Architektur.

Mit der 3. Etappe führt das Architekturzentrum Wien diese umfassende Dokumentation der österreichischen Architektur des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Während die 1. Ausstellungsetappe (seit März 2004) den Protagonisten der frühen Moderne gewidmet war und sich die 2. (seit September 2004) mit den Themenfeldern »Rotes Wien«, »Macht«, »Landschaft« und »Wiederaufbau«, also mit dem Zeitraum von 1918–1955 beschäftigte, rücken nun in der 3. und abschließenden Ausstellungsphase die wichtigen städtebaulichen und architektonischen Fragestellungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und des beginnenden 21. Jahrhunderts ins Blickfeld. In den Episoden der 3. Etappe - »International«, »System«, »Utopie«, »Collage« und »Gegenwart« - wird nun ein thematisch-chronologischer Querschnitt durch die österreichische Architekturgeschichte gezogen, der sich von den 1950er Jahren bis zur Vielfalt gegenwärtigen Architekturschaffens erstreckt.

In der modularen Struktur der Ausstellung bleibt die chronologische Abfolge bestimmter Phasen der Architekturentwicklung als Haupterzählung nachvollziehbar. Zugleich möchte sie zur punktuellen thematischen Vertiefung abseits eines geschichtsbildenden Kanons anregen. Die Frage nach Kontinuitäten und Bruchlinien in der österreichischen Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts bildet daher das inhaltliche Leitmotiv der a_schau durch alle Zeitschichten hindurch – mit dem Ziel, diese nicht endgültig festzuschreiben. Dadurch sollen Querverbindungen zum aktuellen Baugeschehen sichtbar werden, bzw. die Wahrnehmung für bestimmte Problemstellungen geschärft werden, die bereits in der frühen Moderne virulent waren und noch heute wirken.


a_schau. Österreichische Architektur im 20. und 21. Jahrhundert