Ulla von Brandenburg. Manchmal Ja, manchmal Nein

Das komplexe und sinnliche Œuvre von Ulla von Brandenburg (*1974 in Karlsruhe, lebt und arbeitet in Paris) weist spezifisch ausgewählte kulturhistorische Referenzen in grosser medialer Bandbreite auf. In ihren Schwarz-Weiss-Filmen, Installationen, Performances, Wandmalereien und Zeichnungen nutzt sie ein Vokabular, das dem Theater entlehnt scheint.

Vorhänge und Zelte bilden bühnenhafte Kulissen sowohl für den Rezipienten als auch für die Filme, die in selbstreflexiver Weise die Gleichzeitigkeit des Realen, Fiktiven, Gespielten, Irrealen und Surrealen thematisieren. Die Filme greifen meist soziokulturelle Themen aus unterschiedlichen Epochen auf und zeigen fragmentarisch Rituale und Symbole, die in die Gegenwart überliefert wurden. Für die Filmtexte verwendet die Künstlerin die von den Surrealisten angewandte Methode der "écriture automatique", die André Breton als "Denk-Diktat ohne jede Vernunft-Kontrolle" beschrieben hat.

In den jüngsten Werken arrangiert von Brandenburg Gegenstände wie Traumfänger, Bänder, Ruten und Seile mit Leinwandbildern. Die zuvor gefalteten und mit lichtempfindlichen Substanzen behandelten Stoffe bilden nur mehr die Schatten eingeschriebener Faltenwürfe ab und wirken wie illusionistische Draperien. Sie scheinen Öffnungen zu bedecken – verborgene Portale, mit denen uns die Künstlerin in eine surreale Welt lockt.

René Zechlin beschreibt Ulla von Brandenburgs Installationen als «Allegorien über das Theater als Sinnbild des Lebens und über den vielschichtigen Zusammenhang von Theater und Realität, Illusion und Reflexion. Sie lässt uns hinter die Bühne des Lebens blicken, ohne die Faszination des eigenen Spiels zu zerstören. Mit jedem Bild, das von Brandenburg als Illusion, als Schatten oder Spiegelbild entlarvt, entsteht ein ebenso vielschichtiges Neues». Die Einzelschau der Künstlerin, die parallel zur Ausstellung von Sadie Murdoch und zur historisch angelegten Präsentation «DADA anders» stattfindet, erstreckt sich über zwei Stockwerke und zeigt neben früheren Arbeiten auch ganz neue Inszenierungen.


Ulla von Brandenburg. Manchmal Ja, manchmal Nein
25. Februar bis 8. Mai 2016