"Über den Fluss und in die Wälder" - Auf Einladung im Quadrart Dornbirn

In der zwölften Ausstellung ihrer Reihe "Auf Einladung" zeigt die Galerie Quadrart in Dornbirn Arbeiten von Matthias Guido Braudisch, Ina Fasching, Silke Hagen, Christoph Luger und Udo Rabensteiner. Titel und Schlüsselsatz der Ausstellung "Über den Fluss und in die Wälder" ist auch der Titel eines 1950 erschienenen Romans von Ernest Hemingway mit dem englischen Originaltitel "Across the River and into the Trees". Die Romanerzählung im Ganzen betrachtet ist letztendlich eine Huldigung an das Leben, genauso wie die Kunst von Udo Rabensteiner und die seiner vier Vorarlberger Kolleg:innen. In der Ausstellung werden mit Malerei, Arbeiten auf Papier, Fotografie, Wandobjekten und Skulpturen Werke aus nahezu allen Bereichen der bildenden Kunst zu sehen sein.

Das künstlerische Werk von Matthias Guido Braudisch (*1985) zeugt von einem besonders experimentellen Umgang mit dem Medium Fotografie. Braudisch arbeitet mit aufwendigen Materialien auf hochwertigen Papieren, ausgeführt als Unikatdrucke, oft an der Schnittstelle zwischen Fotografie und Malerei. Die Kombination von analogen und digitalen Techniken, gepaart mit einer fundierten Kenntnis alter Edeldruckverfahren wie Öldruck oder Kalotypie (Salzdruck), machen den besonderen Charakter der Arbeiten aus. "Luminous Landscapes" nennt der Künstler seine jüngste Werkreihe, in der er wilde Felsformationen, schwindende Gletscher, schroffe Gebirgszüge und surreale Vulkanlandschaften in fast abstrakte Formen überträgt und dabei den Zauber und die Vergänglichkeit unberührter Natur einzufangen vermag.

Die Malerei von Ina Fasching (*1989) auf meist großformatigen Papierbahnen eignet sich Räume an. Zeichnungen und Naturstudien werden von der Malerei überwuchert und bis zum Kipppunkt zerstört. Das ist ein Aspekt ihrer Arbeit. Aber es gibt auch die konsequente Durchlässigkeit, mit der sie Welt und Leben, also Emotion, Schmerz, Leichtigkeit, Werden und Vergehen auf Papier bringt. Ina Fasching geht - mal mehr, mal weniger, denn sie arbeitet in Serien - auch dorthin, wo es weh tut. Sie sucht - ausgehend von der Zeichnung - nach Wahrheiten. In ihrer Malerei wirkt das Zeichnerisch-Dokumentarische vielleicht wie die Rückenfiguren in Caspar David Friedrichs Gemälden. Der Mönch am Meer zeigt eine kleine Figur vor einem weiten Horizont, Der Wanderer über dem Nebelmeer eine zentral platzierte Figur, die in eine Berglandschaft blickt. Die Figuren verkörpern Stimmungen, sie ermöglichen den Betrachtenden eine Perspektive, ziehen sie in das Geschehen hinein und öffnen das Geschehen über den Bildrand hinaus.
Der amerikanische Philosoph John Dewey plädiert in seiner 1934 erschienenen philosophischen Schrift "Kunst als Erfahrung" dafür, ein Werk nicht von seinen Entstehungsbedingungen, dem ihm innewohnenden Verstehensprozess und der alltäglichen menschlichen Erfahrung zu trennen. In diesem Sinne ist die Zeichnung in Ina Faschings Werk der an der "nature morte" geschulte Urgrund - ein Sichtbarmachen, ein Verstehen, ein Verstehenwollen und -müssen der Welt.
Form und malerischer Gestus sind in ihren Arbeiten unmittelbar und performativ. Die Farbigkeit ist expressiv. Die Studie (als Arbeit am Weltausschnitt) ist das initiale Moment.
Übermalungen zerstören den gewollten Akt wieder. Am Ende des Malprozesses sind Erfahrungsräume auf den Papieren geschichtet.

Das Spektrum von Silke Hagen (*1972) reicht von klassischer Malerei über Materialbilder und Collagen bis hin zu dreidimensionalen Wandobjekten mit irritierenden Strukturen und Oberflächen, wobei vor allem der Materialmix auffällt. Dies ist nur möglich, weil sie sich aus der Vielfalt ihrer technischen Fertigkeiten und durch leidenschaftliches Experimentieren ein ausgesprochen hohes handwerkliches Niveau erarbeitet hat.

Christoph Luger (*1957) arbeitet ausschließlich auf Papier. Die flach auf die Wand getackerten Bahnen werden mit Leimfarbe in teils großen, teils kleinen Pinselstrichen auf den Bildgrund aufgetragen. Dabei überlagern sich Schichten und durch das Lasieren der Farben öffnet sich der Blick auf das Darunterliegende, auf unterschiedlichste Ebenen, auf unterschiedlichste Farbigkeiten. Aber auch Schriftzeichen und Jahreszahlen sind zu entdecken. Da Christoph Luger manchmal über Jahre an seinen Bildern malt, trägt er Gedanken oder die dann aktuellen Jahreszahlen irgendwo ein und so werden sie Teil seiner Bildsprache. Die Kunst von Luger ist immer indirekt und nie direkt, das Momentum hat kaum eine Chance, sondern der Entstehungsprozess wird als Zeitreise verstanden!

Ursprünglich von der menschlichen Figur kommend, hat sich Udo Rabensteiner (*1958) vor allem in den letzten Jahren architektonischen Formen zugewandt. Seine jüngsten, rein architektonischen Skulpturen, aber auch die dazu entstandenen Aquarelle und Zeichnungen spiegeln sehr gut seine Auffassung von Skulptur und skulpturaler Zeichnung wider. Diese "Versatzstücke", wie er sie nennt, sind so vielschichtig wie ihre Ebenen, jederzeit veränderbar, vielschichtig in ihrer Sichtbarkeit und lassen so immer wieder neue, spannende Einblicke zu.
Es entsteht ein Spannungsfeld zwischen seinem Bedürfnis, ein harmonisches, ästhetisches Ganzes zu komponieren und es gleichzeitig wieder in seine Einzelteile zu zerlegen.

Auf Einladung #12
„Über den Fluss und in die Wälder“
bis 15. Februar 2025
Kurator: Udo Rabensteiner, Lustenau
Finissage: Sonntag, 19. Januar 2025, 11 Uhr