Trix und Robert Haussmann - Reflexion und Transparenz

Das Züricher Architekten-, Designer- und Theoretiker-Duo Trix und Robert Haussmann zählt zu den wichtigsten Vertretern der Schweizer Postmoderne. Seit der Gründung ihrer "Allgemeinen Entwurfsanstalt" im Jahr 1967 hinterfragen sie mit visionären Entwürfen die modernistische Maßgabe, Neues erfinden zu müssen. Sie unternehmen regelmäßige Exkurse in die Architektur- und Kunstgeschichte, um historische Modelle herauszugreifen, neu zu formulieren und zu aktualisieren.

Die aus diesem Prozess hervorgehenden Entwürfe folgen einem sogenannten kritischen Manierismus, der es ihnen erlaubt, Altes und Neues zu verschränken. Wahrnehmungsstörungen, das Spiel mit Materialverfremdungen, Mehrdeutigkeiten, Widersprüche und Zufallsmomente zählen dabei ebenso zu ihren Gestaltungsmitteln wie der Einsatz von Illusionismus oder die optische Auflösung von Volumen mittels Verspiegelung.

Bis in die Gegenwart entwerfen Trix und Robert Haussmann komplexe Endlosräume, Möbel und Objekte, die kanonisierte Wert- und Ordnungsbegriffe auf humorvolle Weise unterlaufen. Ihre Ausstattung der Bar der Kronenhalle (1965) und der Da Capo Bar in Zürich (1970), ihre Gestaltung der Galleria Hamburg (1978-83) oder die Umgestaltung des Züricher Hauptbahnhofs (1987-91) sind legendär.

Die von ihnen entworfenen Stoffkollektionen und Möbel, wie der verspiegelte "New Weissenhof-Chair" (1988) oder das "Lehrstück II" (1978), zählen mittlerweile zu den wichtigsten Design-Ikonen der Schweiz. Beim "Lehrstück II" handelt es sich um eine in einzelne Schubladensegmente aufgelöste Interpretation einer kannelierten antiken Säule — eines von insgesamt neun Lehrstücken, bei dem die Form durch die Funktion gestört wird, um das Objekt auf keinen der beiden Aspekte zu reduzieren.

Für die Ausstellung "Reflexion und Transparenz" in der KUB Arena wurde das Duo eingeladen, mit seinem eigenen architektonischen Vokabular auf die Besonderheiten der Architektur von Peter Zumthor zu reagieren. Ausgehend von dem geometrischen, das Kunsthaus strukturierenden Grundraster haben sie die KUB Arena an vier Punkten mit quadratischen Spiegeln versehen. Diese um 45 Grad gedrehten Spiegelflächen zitieren die Glasdeckenelemente der oberen Stockwerke und erzeugen eine Vielzahl virtueller Durchbrechungen im Raum.

Als Gestaltungsmittel des Illusionismus bilden Verspiegelungen eine wichtige Strategie im Zusammenhang mit dem Haussmann‘schen Konzept eines kritischen Manierismus. Das strenge Raster, das das Erdgeschoss bzw. die gesamte Architektur des Kunsthauses strukturiert, wird durch die Spiegel an den Wänden, am Boden und an der Decke durchbrochen. Es entstehen Endlosräume, illusionäre Symmetrien und zahlreiche neue Perspektiven, die den Raumeindruck in der KUB Arena verändern und um ungeahnte Möglichkeiten erweitern.

Darüber hinaus präsentiert die Ausstellung mit dem "Begriffsschieber" Log-O-Rithmic Slide Rule ein wichtiges sprachliches Entwurfsinstrument, das die Haussmanns 1980 entwickelt haben. In seiner ursprünglichen Form basiert es auf dem einfachen Prinzip des bürokratischen Rechenschiebers: Auf zwei verschiebbaren Papierstreifen treffen Adjektive aus dem Architekturdiskurs und Entwurfsjargon in beinahe unendlichen Kombinationen zufällig aufeinander. Der Begriffsschieber zeigt, dass man sich Offenheit bewahren muss, um sich von den Ergebnissen in Entwurfsprozessen überraschen zu lassen und insbesondere die dabei entstehenden unvorhersehbaren Setzungen produktiv zu nutzen.


Trix und Robert Haussmann - Reflexion und Transparenz
24. Januar bis 6. April 2015