Total Records. Vinyl & Fotografie

Die Vinylplatte und die analoge Fotografie sind zu medialen Sinnbildern des 20. Jahrhunderts geworden. Der nostalgische Wert einer Schallplatte ist vielfach mindestens ebenso stark an das Coverbild geknüpft wie an die musikalische Aufnahme. Ein Blick auf die gemeinsame Geschichte von Vinyl und Fotografie zeigt ein vielschichtiges Austauschverhältnis, das sich über das Cover des weitverbreitetsten und kommerziell erfolgreichsten Hörformats des 20. Jahrhunderts ablesen lässt.

An rund 500 Schallplattencovers beleuchtet "Total Records" das vielseitige Zusammenspiel zwischen Fotografie und Musik von den 1960er bis in die 2000er Jahre und nimmt uns mit auf eine Reise in die Kultur- und Mediengeschichte des 20. Jahrhunderts – und in unsere jeweils ganz persönlichen, an die Bilder und Musik geknüpften Erinnerungswelten.

Abbey Road und die vier Beatles auf dem Zebrastreifen, die vom Fotografen Jean-Paul Goude über Jahre zu einer skulpturalen Ikone stilisierte Grace Jones, oder das unter Wasser schwimmende One Dollar Baby von Nirvanas Platte "Nevermind": Musik-und Bildikonen wie diese haben sich fest in unser kollektives Gedächtnis eingeschrieben, ohne dass wir Näheres über den Fotografen oder die Gestalterin wissen.

Fotografien von Dorothea Lange, Weegee, Elliott Erwitt oder Nan Goldin wurden von InterpretInnen ausgewählt, um ihre musikalischen Aufnahmen zu illustrieren; gleichzeitig waren Musiklabels und MusikerInnen aber auch Auftraggeber und haben gezielt ihre Markenidentität auf grafischen Pfeilern aufgebaut. Durch die geschickte Verbindung von Musikgenre und Fotografie ging das 1939 vom Produzenten Alfred Lion und Fotografen Francis Wolff gegründete Jazzlabel Blue Note Records in die Stilgeschichte des Plattencovers ein.

Die Geschichte der Fotografie, die "Total Records" über das kommerzielle Albumcover entlang von FotografInnen, GestalterInnen, InterpretInnen und Labels erzählt, zeigt die Begegnung vieler namhafter ProtagonistInnen: Anton Corbijn mit U2, Robert Frank oder David Bailey mit den Rolling Stones, Annie Leibovitz mit John Lennon, Jean-Baptiste Mondino mit Prince, Madonna, oder Stephan Eicher.

Die Porträts von Richard Avedon zierten über sechs Jahrzehnte über 120 Plattencovers. Lee Friedlander begann seine Karriere als Fotograf mit Porträts von John Coltrane oder Ray Charles und schuf für das Label Atlantic Records, zu dessen Mitbegründer er selbst zählte, eine für ihn ganz ungewöhnliche Farbserie von Jazzmusikern. Als Experimentierfläche für fotografische Techniken und künstlerische Strömungen hinterliessen aber auch bildende Künstler wie Andy Warhol, Robert Rauschenberg, Dieter Roth, Pipilotti Rist oder Fischli/Weiss ihre Spuren auf Vinyl.

Die Ausstellung "Total Records" hatte seine Premiere während Les Rencontres de la photographie d’Arles 2015 und wurde von Sam Stourdzé, Antoine de Beaupré, und Serge Vincendet kuratiert. Die Präsentation am Fotomuseum wird um Schweizer Fotografen, InterpretInnen und Labels ergänzt und von einem musikalischen Programm mit Vorträgen und Gesprächen begleitet.


Total Records. Vinyl & Fotografie
27. Februar bis 16. Mai 2016