Total Recall (1990) - Totale Erinnerung

Trashiges Kino, versetzt mit philosophischem Gehalt bietet Paul Verhoevens 1990 entstandener Science-Fiction-Film. Rechtzeitig zum Start von Len Wisemans Remake ist bei StudioCanal dieses höchst unterhaltsame, actionreiche Spiel um Realität und Traum, Identität und Manipulation, in dem Arnold Schwarzenegger die Hauptrolle spielt, auf DVD und BluRay erschienen.
Schweißgebadet erwacht Bauarbeiter Doug Quaid (Arnold Schwarzenegger) aus einem Alptraum – und jede Nacht ist es der gleiche Traum vom Mars. Unerklärlich sind für ihn diese Wiederholungen, er weiß nicht, was das mit ihm und seiner Frau Lori (Sharon Stone) zu tun haben soll. So möchte er sich von einer Spezialfirma eine Erinnerung an einen Urlaub auf dem Mars implantieren lassen, sieht sich nach diesem gescheiterten Versuch, aber plötzlich von allen – auch von seiner Frau – verfolgt.
Um dem Rätsel seiner Identität auf die Spur zu kommen, begibt er sich auf den Mars, wo Mineralien für die Erde abgebaut werden. Dort versucht eine Gruppe Rebellen die Herrschaft des Mars-Gouverneurs Cohaagen zu erschüttern. Quaid wird nicht nur in diese Kämpfe hineingezogen, sondern erfährt auch über sich Abgründiges.
Schon ein Jahrzehnt vor "Matrix" und "eXistenZ" warf Paul Verhoeven Fragen nach der Realität des Lebens, nach Traum und Manipulation auf. Immer wieder zieht er dem Zuschauer förmlich den Boden unter den Füßen weg, lässt nicht nur Quaid an seiner Identität zweifeln, sondern stellt auch den Zuschauer immer wieder vor neue Situationen.
Ähnlich wie in der "Bourne"-Trilogie ist dieser Quaid auf der Suche nach seiner Identität. Aber das Spiel mit Realität und Schein wird hier weiter getrieben, denn Quaid düpiert auch noch seine Gegner mit einem Hologramm oder begegnet seinem Doppelgänger, sodass ein böses auf ein gutes Ich trifft und sich der manipulierte Mensch sich vom eigentlichen Ich emanzipieren will. Faszinierend verschwimmen hier immer wieder die Realitätsgrenzen immer wieder, wird die Handlung in der Erzählung eines Traumes schon vorweggenommen und bleibt auch am Ende offen, ob vielleicht alles nur ein Traum war.
Andererseits erinnert "Total Recall" aber auch an Ridley Scotts "Blade Runner" - beide entstanden nach Vorlagen von Philip K. Dick. Wie in Scotts Meisterwerk sind bei Verhoeven in der Marskolonie die Straßen überfüllt, sind Leuchtreklamen allgegenwärtig und wie dort gibt es schummrige Kneipen, in denen sich zusätzlich noch seltsame Mutanten tummeln.
Ganz aktuell wirkt dieser 2084 spielende Science-Fiction-Film wieder im Aufstand der Unterschicht und der Entrechteten gegen den Kapitalisten, der das Volk mittels seiner militärischen Macht knechtet.
Eine feine Klinge führt der in den USA arbeitende Niederländer Verhoeven trotz der philosophischen Ansätze freilich nicht, verpackt den Inhalt vielmehr in eine durchaus auch trashige Inszenierung. Spektakuläre Action wird hier geboten, wild wird umhergeballert und Schwarzenegger setzt auch einen Bohrer als Waffe ein, Blut spritzt, wenn Hände abgetrennt werden, hinausgeschleudert an die atmosphärelose Marsoberfläche treten den Betroffenen grotesk die Augen heraus.
Zwischentöne und Differenzierungen gibt es nicht, aber Verhoeven nimmt die Handlung auch nicht ganz ernst, lockert sie mit ironischen Brechungen und comicartigen Übertreibungen auf. Tricktechnisch ist das brillant gemacht und perfekt ausgestattet. Langeweile kommt nicht auf, auch wenn der Film schon 22 Jahre alt ist, denn rasant ist die Handlungsführung und ständig neue Wendungen sorgen für Überraschungen.
An Extras bietet die bei StudioCanal erschienene DVD einen lustvoll gesprochenen informativen Audiokommentar von Verhoeven und Schwarzenegger sowie ein Interview mit Verhoeven. Sowohl zum Audiokommentar als auch zum Interview können deutsche Untertitel zugeschaltet werden.
Trailer zu "Total Recall" (1990)