Tillmann Kaiser. Hermetische Melancholie III

Im Wissen um die schier unendlichen Spielarten zwischen Wahrnehmung und Imagination zehrt der österreichische Künstler Tillman Kaiser (* 1972) von Utopien und Dystopien – von den im Alltag verstreuten Bildern, Rätseln und Okkultismen. Aus diesen Potenzialen gebiert er die Narrative und Phantasmen seiner Bilder und Skulpturen. Hinter einem den Avantgarden und Ismen der Moderne geschuldeten Formenvokabular, das vom Konstruktivismus über den Kubismus bis hin zum Surrealismus reicht, verbirgt sich ein ebenso vielschichtiges wie enigmatisches Œuvre.

Dieses ist durchsetzt von Assoziationen und Anspielungen, die dem/der wahrnehmenden Betrachter(in) erlauben, multiple Verbindungen beispielsweise mit Science-Fiction-Elementen, Songtiteln oder alltäglichen Gegenständen herzustellen. Über die Jahre seiner intensiven künstlerischen Praxis hat sich Tillman Kaiser an der Erforschung des Selbst, der eigenen Wahrnehmung und der tiefsten Schichten des Unbewussten bis zur Aneignung der sogenannten Hochkultur abgearbeitet, Subjektives und Objektives amalgamiert und so sein ureigenes psychohistorisches Inventar visueller Erinnerungen zusammengetragen. Der Realität entrissene Formschöpfungen und Gegenstände stehen im Widerspruch zu der ästhetischen Klarheit der geometrisch-abstrakten Struktur seiner Werke, dem gezielten Einsatz von Farbigkeit und der Fragilität der verwendeten Materialien. Sie fungieren so als Bruch, als Trigger, der die vermeintliche Aneignung moderner Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts in den gegenwärtigen Diskurs zu überführen vermag.

Hermetische Melancholie III
10. März bis 23. Juni 2013