Die Bludenzer Galerie allerArt eröffnet das Ausstellungsjahr 2022 mit einer Ausstellung zum Schaffen des in Bregenz lebenden Malers und Zeichners Thomas Hoor. Gezeigt werden Öl- und Acrylgemälde sowie Zeichnungen, die in den letzten Jahren entstanden sind und die inhaltlich aus dem Alltag gegriffene situative Settings, ironisch-humorvolle Tiergeschichten, von der Belanglosigkeit bis zum Existenziellen reichende Lebensgesten, hintersinnige politische Kritisierereien oder erotische Männerphantasien transportieren.
Hoor, 1968 in Hohenems geboren, bezieht die Vorlagen zu seinen Werken häufig aus Fotografien, die er selber macht, aus elektronischen Medien oder aus Abbildungen, die er aus Zeitschriften und Magazinen ausschneidet und kistenweise sammelt. Er hält in seinen Öl- und Acrylbildern Augenblicke der Zeit fest. Es sind stets kleine Geschichten, die er entweder in großzügigen freien Gesten oder in fast realistischer Exaktheit auf den Bildträger bannt. Es sind Zeitschnitte, die von der Leichtigkeit, dem Überschwang und den Freuden des Lebens genauso berichten, wie von dessen Schwere, dem Schmerz und dem Leiden. Aber nie erhebt Hoor den Zeigefinger. In seinen Gemälden zeigt er sich als expressiver Farbdramaturg. Die Augenblicksmotivik aus seiner kruden Alltagswelt, die zwischen dem gerade Jetzt und dem gerade Vergangenen vermittelt, modelliert er gestaltungssicher konsequent in pastoser Manier. Die Dramatik des Augenblicks ist mit jedem Wimpernschlag sicht- und spürbar. Melancholie und Sehnsuchtsmomente verleihen seinen Werken Tiefe und bannende Leseschichten.
In Hoors Bilderkosmos kommen auch banalste Dinge zu ihrem (Bild)Recht. Ein simpler Heizkörper zum Beispiel. Allerdings abastrahiert ihn Hoor derart, dass Assoziationen zur geometrisch-konkreten Kunst evident werden. Augenzwinkernd wirkt der Künstler, wenn er Tiere und Naturelemente ins Bild setzt, wie die watschelnde Ente ("Mal sehen, was Andrea so macht") oder eine Gruppe von Pilzen ("Wir sind wir"). In anderen Arbeiten beschreibt er malend und zeichnend aus dem Leben gegriffene Situationen und übertitelt sie mit kritischen Anmerkungen ("Noch ein Kind, das den Anschluß verpaßt hat", "Corona After Party"). Wie bei anderen Gemälden und Zeichnungen schreibt er in "Corona After Party" (2021) den dargestellten Figuren Sprechblasen mit spitzen Texten zu: "Ich ist oft schwer", "Das Jetzt ist gut“, "Kunst muss hassen". Markante Bildtitel und Textfragemente, die Hoor einsetzt und als "Sprechblasen" oder Untertitel die Bildinhalte als weitere Ebene überlagern, sind ein ständig wiederkehrendes zentrales Element und wirken mitunter wie Kürzest-Lyrik oder Zitate aus dem kulturellen "Kurzzeitgedächtnis".
In der Ausstellung sind auch mehrere Akte zu sehen. Wobei der Bregenzer Künstler das Thema Erotik vorsichtig angeht. Frauen mit klaffenden Vaginen sind in Schwarz-Weiß gehalten. Hoor sieht Liebe und Sex als sensible Themen an, die er durch die schwarz-weiße "Farbgebung" einer möglichen Plakativität entreißen möchte.
Thomas Hoor studierte nach dem Besuch der Höheren Graphischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt Wien an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Desweiteren war er unter anderem auch Artist in residence in Bilbao als Teilnehmer des Austauschprogrammes der Kulturabteilung der Vorarlberger Landesregierung .
Thomas Hoor: Malerei und Zeichnung
14. Jänner bis 26. Februar 2021
Eröffnung: 13.1., 20.00 (es gelten die jeweiligen Coronabestimmungen)
Mi-So, Fe 15-18