Thomas Hoepker. Ansichten 1955-2008

Thomas Hoepker zählt zu den erfolgreichsten deutschen Fotografen der Gegenwart. 1964 bis 1989 für den Stern tätig, 2002 bis 2007 leitete er als Präsident die Photo-Agentur Magnum. Die Ausstellung in WestLicht. Schauplatz für Fotografie zeigt rund 150 Aufnahmen aus über einem halben Jahrhundert. Viele seiner Aufnahmen sind in unseren Bildgedächtnis fest verankert. Schon jetzt legendär die Aufnahme ist auf Manhattan vor genau 8 Jahren, am 11. September 2001. Es hat Jahre gedauert bis Hoepker dieses surreale Bild des Grauen erstmals in Amerika veröffentlichen konnte.

Berühmt seine Serie von Muhammad Ali, den er mehrere Wochen für "Stern" begleitete. Seine Bilder von der Hungersnot in Indien, der Unmenschlichkeiten des Rekrutendrills am Beispiel der USA, des Schahs von Persien und viele andere Reportagen zeigen deutlich seine von Humanismus geprägte Bildsprache. Obwohl sich Hoepker häufig an politischen Brennpunkten in Kriegs- und Notstandsgebieten wiederfand, ist er kein sensationssuchender Fotograf. Seine Haltung zeichnet sich vielmehr durch eine einfühlsame, geradezu lyrische Erfassung von Situationen aus.

Hoepker fängt in seinen Bildern die kleinen Gesten der Menschlichkeit und die "stillen Dramen im Alltag" (Rolf Winter) mit subtiler Feinfühligkeit ein. Seine Aufnahmen, die in der Tradition von "human interest photography" und "concerned photography" stehen, reflektieren ein sozial engagiertes, humanistisch geprägtes Weltbild und sind vielfach eingesetzt worden im Kampf gegen den Hunger, Analphabetismus und Krankheiten in Afrika, Asien und Südamerika.

Hoepker versteht sich selbst als Auftragsfotograf, der für die gedruckte Seite arbeitete: "Ich bin kein Künstler, sondern ein Bilderfabrikant." In dem Zusammenhang betont er die dokumentarische Qualität der Fotografie und beharrt auf der Authentizität und dem Zeugnischarakter des Mediums, das sich durch die digitale Praxis grundlegend verändert hat. Unterschiede zwischen Realität und Fiktion werden dadurch heute kaum noch wahrgenommen. "Ich bin der Meinung, dass Fotografie zuallererst ein Kommunikationsmittel sein sollte, das am besten in eine Zeitung oder ein Magazin passt." Die Rahmenbedingungen der Auftragsarbeiten von Zeitschriften und Magazinen sieht Hoepker als Möglichkeit und nicht als Einschränkung, um seine Geschichte auf hohem gestalterischen Niveau und durch sein eigenes Temperament zu erzählen.

Thomas Hoepker ist 1936 in München geboren und studierte Kunstgeschichte und Archäologie.1960 begann er als Fotoreporter bei der "Münchner Illustrierten". 1962 wechselte er in die Redaktion von "Kristall" in Hamburg. Von 1964-1989 hat der die Bildsprache der Zeitschrift Stern entscheidend mitgestaltet. 1974 wurde er als erster westlicher Journalist von der DDR offiziell akkreditiert und lebt als Korrespondent für den Stern in Ostberlin. 1989 wird Hoepker erstes deutsches Vollmitglied der internationalen Fotografen-Kooperative Magnum, die er dann von 2002-2007 als Präsident leitet. 2005 wurde die große Retrospektive mit 250 Bildern im Fotomuseum in München eröffnet und gleichzeitig erscheint bei Schirmer/Mosel das Buch "Photographien 1955-2005", es folgen Ausstellungen in der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen, der Photokina/Köln, der Nationalgalerie Bratislava und in der Kunsthalle Erfurt. Thomas Hoepker hat über 20 Fotobücher publiziert, er lebt in New York und Berlin.


Thomas Hoepker. Ansichten 1955-2008
11. September bis 25. Oktober 2009