Tex Rubinowitz. Caricature brute
Nach einem Exkurs über Kolleg/innen, die sich direkt mit Manfred Deix' Werk und/oder seinem Ableben beschäftigt haben, zeigt das Karikaturmuseum nun der zweite Exkurs zu den Cartoons und Zeichnungen von Tex Rubinowitz.
„Tex Rubinowitz ein Kugelschreiber-Kritzler oder einfacher Pointen-Dichter? Ganz und gar nicht. Die Zeichnungen von Rubinowitz sind unbarmherzig und auf das Wesentliche reduziert, seine Dialoge sind existenziell und groß!“
Gottfried Gusenbauer, künstlerischer Direktor Karikaturmuseum Krems und Kurator
Das Karikaturmuseum Krems präsentiert in Exkurs #2 sechs politische Kommentare gezeichnet für den Falter, zwölf Cartoons, die mit eigenartigen Protagonisten und besonders absurdem Humor immer aufs Neue überraschen, sowie 20 Wilbur-Comic-Strips. Als Vorbild für seinen Comic-Strip Wilbur, der bereits seit über 30 Jahren im Falter zu sehen ist, nennt Tex Rubinowitz u.a. Schnuffis Abenteuer von Robert Gernhardt.
Tex Rubinowitz wurde 1961 in Hannover geboren und lebt seit 1984 als Witzezeichner, Maler, Musiker und Schriftsteller in Wien. 2014 erhielt er den Ingeborg-Bachmann-Preis. Mit seinen unmittelbaren und absurden Zeichnungen zählt Tex Rubinowitz zu den wichtigsten Vertretern der sogenannten „Caricature brute“ – einem starken Gegensatz zu virtuos angelegten und sorgfältig ausgearbeiteten Arbeiten von Manfred Deix. Das Beiwort brute stammt aus dem Französischen und bedeutet so viel wie roh, trocken, unbearbeitet oder ungeschliffen. Dies beschreibt die Arbeit von Tex Rubinowitz recht präzise. Seine Zeichnungen sind schnell und skizzenhaft angelegt. Dargestellt werden bizarre, abwegige Szenen, Momentaufnahmen einer sonderbaren Welt. Seine Bildsprache ist zum Teil unerwartet, oft unverständlich, aber auch literarisch, und er arbeitet mit Wortspielen und Worterfindungen.
Robert Gernhardt ist ein Künstler der Neuen Frankfurter Schule, den auch Manfred Deix bewunderte und über den dieser sich in einem Interview mit Hans Traxler von 1985 folgendermaßen äußerte:
„Die Strichmännchen san für mi eigentlich das Letzte, mit Ausnahmen, du weißt, den Gernhardt mein ich und den Waechter, die machen zwar Strichzeichnungen, aber des is ganz was andres, das is wirklich eine Steigerung zum Göttlichen. Die ham das göttliche Prinzip entdeckt.“
Tex Rubinowitz lernte Robert Gernhardt um 1979 kennen, zu der Zeit, als dieser das Satiremagazin Titanic gründete. Er gab ihm Tipps, wie er zeichnen soll, was witzig ist, formalistisch wie inhaltlich, mit anderen Worten, er förderte ihn. Und so entstand etwa zehn Jahre später, 1988, der Strip Wilbur über den gleichnamigen Schneemann, „der sich weigert zu schmelzen, weil er mittels purer Gedankenkraft widerstandsfähiger ist als der Beton von Tschernobyl“ – wie es Tex Rubinowitz in eigenen Worten ausdrückt.
Armin Thurnher, Herausgeber und Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung Falter, schreibt über Tex Rubinowitz und dessen Comic-Strip Wilbur – Der rotzigste weise Schneemann der Welt.
„Seit 30 Jahren zeichnet Tex Rubinowitz jede Woche im Falter nicht nur seine genialen Karikaturen, sondern auch den Comicstrip Wilbur, der aus der ‚aufregenden Welt eines Schneemanns‘ berichtet. […] Tex Rubinowitz, das ist gekonnt verhohlene Könnerschaft. Tex ist ein großartiger Zeichner, was er dadurch verbirgt, dass er mit billigem Kuli scheinbar kritzelt. Wie er in diesem Gekritzel mit sparsamsten Mitteln Ähnlichkeiten zeigt, muss ihm erst jemand nachmachen. Tex ist ein Dichter. Nicht wegen des BachmannWettbewerbs, den er gewonnen hat. Papperlapapp. Sondern wegen der tiefsinnigen Dialoge, die wir jede Woche bei Wilbur finden.“
Armin Thurnher, Falter 35/2018, 29.08.2018
Eine besondere Beigabe im Exkurs zu Tex Rubinowitz sind drei Porträts der Serie Nullpunkter. Porträts von Musiker/innen und beispielhaften Teilnehmer/innen des Eurovision Song Contestes, vielmehr Ikonen des Scheiterns, deren Darbietung die Jury mit keinem einzigen Punkt honorierte. Dies stellt einen weiteren unkonventionellen künstlerischen Beitrag des genialen Cartoonisten, Schriftstellers und Bachmann-Preisträgers dar.
Tex Rubinowitz. Caricature brute – Das Gegenteil von schön gezeichnet
18. Mai 2019 bis 29. September 2019
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