Terunobu Fujimori. Architekt

Das Museum Villa Stuck präsentiert die erste Ausstellung zum Werk des japanischen Architekturhistorikers und Architekten Terunobu Fujimori in Deutschland. In der bisher umfangreichsten Werkschau zu Fujimori veranschaulichen Modelle, Zeichnungen, Materialtafeln, Architekturpläne und Fotografien, insgesamt ca. 140 Arbeiten, das Schaffen Fujimoris, der bisweilen als weltweit einziger surrealer Architekt bezeichnet wird. Von Fujimori speziell für einige Häuser "Forum (1999)"; "Gen-an (2006)"; "Yakisugi-Haus (2007)" entworfene Möbel aus Holz und Rattan ergänzen die Schau und demonstrieren Fujimoris ganzheitliche Herangehensweise an menschlichen (Lebens-)Raum.

Höhepunkt ist ein eigens für den Garten der Villa Stuck entwickeltes, mobiles Teehaus, − mit Rücksicht auf die lokale Vorliebe für Kaffee "Walking Café" genannt. Der Bau von Teehäusern nimmt in Fujimoris Schaffen eine besondere Stellung ein. Auf eindrückliche Weise verbinden sich hier seine Auseinandersetzung mit authentischen, ursprünglichen Ausdrucksformen, japanischer Kultur und eigenen ungewöhnlichen, höchst persönlichen architektonischen Lösungen, die eine Art inneres, überzeitliches Formverständnis erfahrbar werden lassen. Fujimoris Philosophie einer "intimen Bauweise", die den Menschen als raumbestimmende Größe versteht, tritt hier in einen spannenden Dialog mit dem von Franz von Stuck entworfenen Künstlerhaus. Das eigens für die Ausstellung in der Villa Stuck entworfene Teehaus bzw. "Walking Café" wird den Sommer über für die BesucherInnen des Museums begehbar sein und darüber hinaus an verschiedenen Plätzen im Stadtraum Münchens Station machen.

Eine zentrale Rolle in der vorliegenden Ausstellung nimmt das Projekt "Tokio Plan 2107" aus dem Jahr 2007 ein, das Fujimori als kritischen Visionär vorstellt. Vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse in Japan, das am 11. März 2011 durch schwere Erdbeben, einen Tsunami und anschließende Störfälle in japanischen Atomkraftwerken eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes erlitt, belegen insbesondere die in der Ausstellung präsentierten Zukunftsmodelle Fujimoris, dass es in seiner Arbeit um weit mehr als reine Architektur geht. Mit seinen Architekturvisionen (tatsächlich gebaut, als Modell oder in Textform) stellt sich Fujimori ins Zentrum eines gesellschaftlichen Diskurses, der − mit den Mitteln von Architektur und Kultur − den höchstmöglichen Einklang zwischen Mensch und Natur anstrebt.

Einen weiteren Aspekt von Fujimoris Schaffen zeigt die Präsentation von Arbeiten, die im Zusammenhang seiner Aktivitäten in der "Roadway Observation Society" (ROJO) entstanden sind. ROJO ist ein Kollektiv, das in Form von fotografischer Spurensuche unbeachteten, urbanen Konstellationen nachgeht, die als Ausdruck des Unbewussten in der Stadtlandschaft betrachtet werden können. Die ROJO Society wurde 1986 gegründet. Zu ihren Mitgliedern zählen Genpei Akasegawa (Künstler und Schriftsteller), Terunobu Fujimori (Architekturhistoriker und Architekt), Shinbo Minami (Illustrator), Joji Hayashi (Autor) and Tetsuo Matsuda (Verleger). Der Titel des Kollektivs entstammt dem Buch "Kenchiku tantei no bōken: Tōkyō hen (Abenteuer eines Architekturdetektivs: Tokio Band)", das Fujimori 1986 veröffentlicht hat und wofür er den "Suntory-Preis für Sozial- und Geisteswissenschaften" erhielt.

Katalog: Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in deutscher und englischer Ausgabe, herausgegeben von Michael Buhrs und Hannes Rössler, im Hatje Cantz Verlag mit Texten von Terunobu Fujimori, Dana Buntrock, Thomas Daniell, Toyō Itō und Hannes Rössler, 240 Seiten mit 199 Abbildungen, erhältlich im Museumsshop zum Preis von EUR 35,-.

Terunobu Fujimori. Architekt
Werkschau 1986 – 2012
21. Juni bis 23. September 2012