Aktuell formuliert sich international in der zeitgenössischen Kunst ein starkes Interesse an theatralen Themen und Ausdrucksweisen. Theatricality/ Theatralität, eine im Hinblick auf die bildende Kunst seit den 1960er Jahren nachhaltig verurteilte Kategorie, übt heute - ebenso wie die Live-Qualitäten des Theaters, seine Materialität und artifiziellen Darstellungsweisen sowie seine bisweilen holprigen Illusionstechniken - eine besondere künstlerische Anziehungskraft aus.
Mit der Ausstellung "Talking Pictures" stellt die K21 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen vom 18. August bis 4. November 2007 eine Auswahl von nach 2000 entstandenen, künstlerischen Arbeiten vor, in denen sich szenische Bilder, literarische Texte und schauspielerische Handlungsweisen verbinden. Im Mittelpunkt stehen zehn raumgreifende Film- und Videoinstallationen in eigens gestalteten, mitunter kulissenhaft theatral wirkenden räumlichen Situationen. Ergänzend sind Skulpturen, Fotografien oder Arbeiten auf Papier der beteiligten KünstlerInnnen zu sehen.
Mit der Hinwendung zu schauspielerischen Ausdrucksweisen wird der Vortrag von Text zum Ausstellungsobjekt. In der Ausstellung "Talking Pictures" richten sich unterschiedlichste Wort-Bild-Verbindungen unmittelbar an den Betrachter, die Betrachterin. Der Einsatz von Musik oder Sound steigert die atmosphärisch dichte Stimmung der Arbeiten. Der Titel der Ausstellung zitiert insofern nicht nur die alte Tradition der sprechenden Bilder, sondern "Talking Pictures" setzt auch einen Hinweis auf den Tonfilm, der nach der Dominanz der Gesten und Gebärden im Stummfilm ein eigenes, aus dem europäischen Sprechtheater entwickeltes Verständnis von schauspielerischem Ausdruck hervorgebracht hat.
Der gezielte Rückgriff auf historische Stoffe, Materialien und Looks sowie die Einbeziehung von Vokabular aus der modernen Schauspieltradition (von Meyerhold über Stanislawski zu Brecht) führen am Beginn des 21. Jahrhunderts zu neuen Artikulationen von Identität und Handlungsmacht, von Authentizität und Repräsentation. Wie traditionell auf dem Theater üblich wird in den Arbeiten das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft exemplarisch in stets neuen Erzählweisen verhandelt.
KünstlerInnen: Victor Alimpiev, Keren Cytter, Danica Dakic, Yang Fudong, Mathilde ter Heijne, Markus Schinwald, Catherine Sullivan, Ana Torfs, Gillian Wearing und T.J. Wilcox
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, herausgegeben und mit Beiträgen von Doris Krystof und Barbara J. Scheuermann, Essays von Ilka Becker, Babette Richter und Peter Risthaus, sowie einem Vorwort von Armin Zweite und Julian Heynen. Ergänzt wird der Katalog durch zahlreiche Abbildungen und Textskripte zu den ausgestellten Arbeiten.
Talking Pictures
Theatralität in zeitgenössischen
Film- und Videoarbeiten
18. August bis 4. November 2007