Stirb langsam 4.0

Zum vierten Mal muss Bruce Willis als Cop John McClane die Arbeit machen, die sonst niemand verrichten will. Arg verprügelt und angeschossen wird er dabei, teilt aber auch kräftig aus. Dem Mann fürs Handfeste und wenig Sinn für Technik zur Seite steht ein junger Computerhacker. – Die Handlung ist Nebensache, aber das hohe Erzähltempo und spektakuläre Actionszenen sorgen für flüssige Unterhaltung.
Wenn schon zu Filmbeginn das "20th Century"-Logo zu zittern beginnt, kann das den Zuschauer schon beunruhigen. Doch dass der inzwischen 52jährige Bruce Willis als John McClane immer Herr der Lage bleibt, zwar verwundbar, aber letztlich doch unbesiegbar ist, ist spätestens nach 15 Minuten und dem ersten heftigen Feuergefecht klar.
Der Titel weist nicht nur darauf hin, dass wir es hier mit dem vierten Teil einer 1987 begonnenen Actionfilm-Reihe zu tun haben, sondern auch auf die Rolle, die Computer in diesem Sequel spielen. Schon der Vorspann arbeitet geschickt mit Computerbildern und –schriftzügen und noch ehe die letzten Titel vorüber sind, ist in der Wohnung eines Hackers eine Bombe detoniert, sind die Computer des FBI kurzzeitig lahm gelegt und ein zweiter Hacker in höchster Gefahr. John McClane wird ihn retten müssen und geschaffen ist damit ein ungleiches Duo, mit dem sich die Zuschauer identifizieren können.
So fremd die Computerwelt dem harten gealterten Cop ist, so sehr bedarf Matt Farrell (Justin Long) in der von Gewalt und Verbrechen bestimmten Welt des Schutzes McClanes. Ganz konkret bezieht sich "Stirb langsam 4.0" immer wieder auf den 11. September, auch hier erscheint das Schlagwort "America under Attack", doch die Bedrohung ist ungleich größer. Denn ein Terrorist – kein Ausländer, sondern ein Amerikaner, nur seine Helfer kommen aus Frankreich, Lateinamerika und Asien – hackt sich in die Zentralcomputer der Verkehrsbetriebe, der Energieversorgung und der Börse ein, um so die USA lahm zu legen.
Mit der Verunsicherung der USA durch den 11. September spielt Regisseur Len Wiseman, situiert den Film zudem noch um den "Independence Day" und schlägt trotz allem kaum patriotische Töne an. Mit der Verunsicherung der USA durch den 11. September spielt Regisseur Len Wiseman, situiert den Film zudem noch um den «Independence Day» und schlägt trotz allem kaum patriotische Töne an. Herausgelesen werden kann zwar aus dem unbefangenen Umgang mit den realen Terroranschlägen auf das World Trade Center, dass die USA den Schock überwunden haben, nicht allzu viel sollte aber in den Film hineininterpretiert werden. Denn die Bedrohung der nationalen Sicherheit ist nur Vorwand für ein Actionfeuerwerk. und auch McClane wird erst richtig böse als sein Gegner auch noch seine Tochter als Geisel nimmt. – Die Familie ist immer noch wichtiger als der Staat.
Die Handlung ist Nebensache. Völlig unglaubwürdig ist es, welche Situationen McClane übersteht, welcher Aufwand betrieben wird, um ihn auszuschalten. Würden die Terroristen, die sich letztlich doch "nur" als an Geld interessierte Gangster erweisen, den wortkargen Cop aber nicht auf Biegen und Brechen jagen, so böte sich kaum die Gelegenheit für eine solche Fülle an spektakulären Actionszenen. Mit enormem Tempo jagt Wiseman von einer brenzligen Situation zur nächsten. In dem Maße, in dem sich dabei von Szene zu Szene der Aufwand steigert, nimmt die Glaubwürdigkeit des Films ab, der Unterhaltung freilich tut das kaum einen Abbruch.
Da jagt ein Hubschrauber die mit einem Wagen flüchtenden McClane und Farrell durch die Straßen Washingtons, da wird in einem Tunnel gezielt eine Massenkarambolage verursacht, da liefert sich McClane einen schier endlosen Kampf mit einer kickboxenden Asiatin, die mehrere Leben zu besitzen scheint. Auch der Held muss Federn lassen, wird geschunden und blutig geschlagen, übersteht aber letztlich wie eine Comicfigur alle Niederschläge, Angriffe und Abstürze und meldet sich wenig später wieder topfit zurück.
Und zwischen diesen Actionszenen, die in einem völlig hirnrissigen, aber zweifelsohne spektakulären Angriff eines F-35 Kampfjets auf einen Truck ihren Höhepunkt erreichen, gibt’s zur Entspannung Smalltalk zwischen den beiden Protagonisten. – Inhalt spielt auch dabei keine Rolle, Hauptsache ist, dass markige, knappe Sprüche geklopft werden: "Yippie-kay-yay, Schweinebacke!"
Die Meinung von Gastautoren muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. (red)