Sticker in der Kunst

Das Studienzentrum für Künstlerpublikationen in der Weserburg, Bremen, organisiert in Zusammenarbeit mit den International Sticker Awards eine Ausstellung rund um das in den letzten Jahren wieder populär gewordene Medium "Sticker". Zu sehen sind Aufkleber von bildenden Künstlern aus den Sammlungsbeständen des Studienzentrums und – aus dem Fundus der International Sticker Awards - Arbeiten aus verschiedenen Jahrzehnten der Protest- und Partizipationskultur sowie zeitgenössische Positionen aus Kunst und Alltag.

"Vorsicht Kunst" warnt Klaus Staeck mit dem Motiv für Explosionsgefahr Anfang der 1980er Jahre auf einem Aufkleber, in leuchtendem Gelb. In ganz kleinem Format von Absenderaufklebern bedauert ein Künstler, dessen Name nicht bekannt ist: "The Artist sincerely regrets that he is not available for comment at this time" (Der Künstler bedauert, dass er zurzeit nicht für Kommentare zur Verfügung steht). Jenny Holzer hat ihre "Messages" unter anderem als Sticker publiziert: "Abuse of Power Comes as no Surprise" (Dass Macht missbraucht wird, ist keine Überraschung). Dies sind nur drei Beispiele von Künstler-Aufklebern, die sich in den Beständen des Studienzentrums für Künstlerpublikationen finden.

Relativ einfach und preisgünstig in Eigeninitiative herzustellen, konnten künstlerische Werke in großer Stückzahl verbreitet werden – auf dem Postweg, im Rahmen von Aktionen, als Beilage in Zeitschriften oder in weiteren Formen. Zu den bekanntesten Werken der Pop-Art zählt sicherlich Andy Warhols Bananen-Sticker auf dem Plattencover von "Velvet Undergound & Nico" aus dem Jahre 1971. "Peel slowly and see", so die verheißungsvolle Instruktion. Neben den schon genannten Künstlerinnen und Künstlern sind u.a. vertreten: Ben Vautier, Guglielmo Achille Cavellini, Antoni Muntadas und Metallic Avau.

Der seit 2005 jährlich ausgeschriebene "International Sticker Award“ widmet sich dem Aufkleber im Kontext der Street Art. Künstler auf der ganzen Welt haben seit den 30er Jahren gelernt, wie einfach sich die urbane Kommunikation boykottieren lässt: Durch eigene Symbole, Zeichen und Logos oder Verfremdung bekannter graphischer Zeichen. Aufkleber verwandeln die Straße in einen demokratischen Abenteuerspielplatz. Mittlerweile haben sich Sticker zu einer eigenen Kommunikationsform entwickelt, die auf gesellschaftliche Sachverhalte eingeht und diese größtenteils kommentiert – auf künstlerische, politische, ironische oder auch abstrakte Weise. Street Art zeigt sich meist als ein einfach zu fertigender Eingriff, der aber eine hohe Aufmerksamkeit und ein großes Publikum garantiert. Der geringe Produktionsaufwand und die gesellschaftliche Konditionierung, die Logos höher bewertet als Inhalte, tragen zu der enormen Beliebtheit bei.

Dieses Jahr ist der "International Sticker Award" zu Gast in Bremen und vergibt wie jedes Jahr die Preise für die gelungensten Eingriffe. Da es sich bei Stickern um ein sehr vergängliches und lokal begrenztes Medium handelt, ist die Form eines jährlichen Wettbewerbs mit internationaler Jury ein guter Weg, um die Entwicklung zu fördern und zu dokumentieren. Aus diesem Grund publizieren die Organisatoren zu den jährlichen Wettbewerben auch ein Archiv in gedruckter Form. In dem Buch sind die Beiträge nach Kontinenten und Ländern sortiert und geben so einen Überblick über lokale Unterschiede und Tendenzen.

Sticker in der Kunst - Vom Aufkleber in der
Mail Art über Street Art bis zum Sticker Award

19. November 2011 bis 19. Februar 2012