Sternenstaub

4. Februar 2012
23.10.2011 bis  05.02.2012
Bildteil

Franz Erhard Walther (*1939 in Fulda, Deutschland) gehört einer Generation von Künstlern an, die in der Aufbruchsstimmung der 1960er Jahre den Kunstbegriff einer generellen Revision unterzogen und dabei ungeahnte und individuelle Wege in der Kunst eröffnet haben. Walther entwickelte ein Werkverständnis, das auf einer experimentellen Reduktion basiert: Materialität, Prozess, Reihung, Lagerung und Handlung bilden zentrale Instrumentarien, mit denen er textile Objekte, Papierobjekte und Aktionen im Raum entstehen lässt.

Zeichnen und Sprache sind als weitere essentielle Mittel des künstlerischen Ausdrucks von Franz Erhard Walther zu nennen. "Zeichnen ist ein Teil meines Lebens, so selbstverständlich wie das Atmen, Sprechen, Essen und Trinken" (Walther 2009). Sprache setzt der Künstler in fragmentierter und komprimierter Form ein, um Konzepte, Erfahrungen und Räume zu transportieren, archivieren und markieren. In dem aktuellen, monumentalen Zeichnungszyklus "Sternenstaub. Ein gezeichneter Roman" treffen Sprache und Zeichnung bei Walther auf neue Weise zusammen: Erstmals erlaubt es sich der Künstler, eine zusammenhängende epische Erzählung auszubreiten, um einen größeren historischen Zeitraum aus dem individuellen Gedächtnis zu referieren.

Mit der Ausstellung "Sternenstaub. Ein gezeichneter Roman" präsentieren die Kunstmuseen Krefeld den aktuellen und zugleich historisch-kommentierenden Beitrag Walthers zur Kunst und Geschichte der Spätmoderne. Es handelt sich hierbei um einen monumentalen Zyklus von 524 mit Bleistift gezeichneten und mit der Hand beschriebenen Blättern. Zwei Jahre, von 2007 bis 2009, hat der Künstler an dieser gewaltigen historischen Erzählung gearbeitet. Aus der Erinnerung, anhand von Tagebuchaufzeichnungen und Fotografien breitet Franz Erhard Walther ein autobiografisch angelegtes Zeittableau aus, das während des Zweiten Weltkrieges im Jahr 1942 seinen Anfang nimmt und endet, als sich der Künstler 1973 mit seinen reduzierten an Material und Prozess orientierten Werken durchsetzt.

Politische, soziale und vor allem kulturelle Ereignisse werden in dem Zyklus mit dem eigenen privaten und künstlerischen Werdegang verschränkt. Ereignisse aus seiner Kindheit und Jugend in Fulda, Notationen zu seiner Akademiezeit in Düsseldorf, wo Walther gemeinsam mit Gerhard Richter und Jörg Immendorf bei Karl Otto Götz studierte, Begegnungen mit Mark Rothko, Dick Higgins oder Barnett Newman im New York der späten 1960er Jahre wie auch Momente aus der Lehrtätigkeit Walthers an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg lassen die Geschichte der Kunst nach 1945 lebendig werden.

Jedes einzelne Blatt (29,7 x 21 cm, DIN A4) baut sich aus einem oder zwei gezeichneten Bildern und einem handgeschriebenen Textteil auf. Im Museum Haus Lange wird der gesamte Zyklus zu sehen sein. Er durchzieht in chronologischer Reihung die beiden Etagen des Hauses und schafft eine zeitliche und räumliche Sphäre aus Erinnerungen und Reflexionen.

Mit der Präsentation des Zyklus Sternenstaub im Museum Haus Lange schließt sich in Hinblick auf die Ausstellungsgeschichte des Künstlers in Krefeld ein Kreis: Seit dem Jahr 1969, als in Krefeld die legendäre Ausstellung "When Attitudes Become Form" (u.a. mit Walther) gezeigt wurde, arbeitete Franz Erhard Walther immer wieder in unterschiedlichen Projekten mit den Kunstmuseen Krefeld zusammen. 1969 führte er im Museum Haus Lange und 1972 im Kaiser Wilhelm Museum jeweils eine Handlung mit Objekten durch. In den 1970er und 1980er Jahren folgten umfangreiche Präsentationen, die das Werk Walthers in seiner ganzen Breite vorstellten.

In der Sammlung der Kunstmuseen Krefeld setzen seine Arbeiten einen deutlichen Akzent, der Walthers eigenständigen Ansatz im Kontext von Concept Art, Minimal Art und Performance aufzeigt.

Sternenstaub. Ein gezeichneter Roman
23. Oktober 2011 bis 5. Februar 2012

Museum Haus Lange
Wilhelmshofallee 91
D 47800 Krefeld

Öffnungszeiten:
Di bis So 11 – 17 Uhr
Montag geschlossen