In Stephan Hasslingers (*1960) Werk zeigt sich die zeitgenössiche Plastik von ihrer glänzenden, verführerischen, ja erotischen Seite. Dabei arbeitet der Künstler mit dem für Bildhauer eher ungewöhnlichen Material Ton. Seine keramischen Plastiken – aufgebaut aus ineinander verhakten Ornamentmustern, die er mit einzelnen, glatten Flächen kombiniert – überzieht der Bildhauer mit farbigen Glasuren und glänzenden Lacken, die den Betrachter förmlich anspringen.

Mit aberwitzigem Zuckerbäcker- und Konditorenwerk, barocken Grotesken, Hüllen des Begehrens, fetischartigen Objekten sind Hasslingers Plastiken verglichen worden. Tatsächlich findet er viele seine motivischen Anregungen im Feld der Maschen und der Mode. Die geschauten "Zünder" aber verwandelt Hasslinger in hybride Objekte, die allesamt, einer äußeren Haut vergleichbar, eine leeres Inneres umschreiben. Im Prozess der Transformation reichert er seine Gebilde weiter an und überführt sie in Wirklichkeiten eigener Ordnung. Hasslingers Plastiken sind eine einzige Feier des Sinnlichen und bezeugen die ungebrochene Faszination am Fremd-Phantastischen.

Indem Stephan Hasslinger die herkömmlichen Abgrenzungen zwischen Kunst und Kunstgewerbe ignoriert und die Konventionen innerhalb der Gattung wie auch gängige Erwartungen des Publikums lusvoll unterwandert, hat er die Grenzen der Gattung neu ausgelotet. Und er tut dies, wie die neuesten - im Kunstmuseum Singen gezeigten - Arbeiten bezeugen, mit seinen opulent-überbordenden, äußerst sinnlichen, rundplastischen Objekten und seinen farbig schillernden Boden- und Wandarbeiten bis heute. Zu ganzen Ensembles zusammengestellt und choreografiert treten sie in der Ausstellung auf, als schwebten sie wie Models auf einer Bühne ein.

Stephan Hasslinger, geboren 1960 in Marburg, studierte Bildhauerei an der Hochschule für Künste Bremen und an der Hochschule der Künste Berlin. Von 1991 bis 1996 erhielt Stephan Hasslinger zahlreiche Förderungen und Stipendien, u.a. das DAAD-Erasmusstipendium für das Royal College of Art, London, sowie ein Stipendium für einen Arbeitsaufenthalt in den Niederlanden. Der Bildhauer lebt und arbeitet seit 1996 in Freiburg im Breisgau.

14. April bis 1. Juli 2018
Eröffnung: Fr 13. April 18, 19.30 Uhr

Städtisches Kunstmuseum Singen
Ekkehardstraße 10
D - 78224 Singen

W: http://www.kunstmuseum-singen.de/

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