Steinbildhauer Herbert Meusburger im 70. Lebensjahr verstorben

Der Vorarlberger Steinbildhauer, Maler und Zeichner Herbert Meusburger ist vor allem mit architektonisch angelegten, vielteiligen, formal stark reduzierten Granit-Skulpturen bekannt geworden. Nun ist der international tätige Künstler gemäss Mitteilung seiner Familie am vergangenen Samstag, genau einen Monat vor seinem siebzigsten Geburtstag, nach langer, schwerer Krankheit in seinem Haus in Bizau im Bregenzerwald friedlich entschlafen.

Das zentrale Thema, das sich durch das gesamtes bildhauerische Schaffen des Künstlers hindurchzieht, lautet „Trennen und Verbinden“. Dieser Philosophie entsprechend, bei der es um Stützen und Lasten, Aufrauhen und Glätten sowie um Abspalten und Zusammenfügen geht, hat Meusburger eine eigene Formalsprache erarbeitet, die an die Konstruktionsweisen alpiner Block- und Almhüttenarchitekturen erinnert. Seine vielteiligen Objekte verkörpern quasi modellhafte „Strickbauten“ in Stein. Sucht man nach formalen Entsprechungen im Alltag, denkt man zuerst an Tore, Fensterstürze, Behausungen oder Regale. Sie sind geometrisch exakt herausgearbeitet und aufgrund ihres modularen Charakters grössenmässig beliebig erweiterbar. Kunstsprachlich gesehen wirken die Arbeiten entsprechend reduziert und minimalistisch. Zu den Materialien, die der Künstler bevorzugt einsetzte, zählen Serpentin und vor allem Granitgesteine aus allen möglichen Kontinenten. In seinen letzten Schaffensjahren kam auch der Bronzeguß-Technik eine große Bedeutung zu.

Die Arbeiten von Herbert Meusburger wurden in zahlreichen Kunsthallen und Museen präsentiert. So etwa in der Kunsthalle Wil (CH), im Offenen Kulturhaus (OK) Linz, im Ludwig Wittgenstein Haus in Wien, im Haus der Kunst St. Josef in Solothurn (CH), im Kunstforum Unterland (Neumarkt/Südtirol), im Dokumentationszentrum für Gegenwartskunst in St. Pölten (NÖ), im Robert Musil Museum in Klagenfurt oder im Vorarlberg Museum in Bregenz (V). Als einer der ganz wenigen zeitgenössischen Kunstschaffenden wurde Meusburger zudem mit einer Ausstellung in der Neuen Pinakothek in München (D) bedacht.

Herbert Meusburger erhielt auch zahlreiche Aufträge für die Gestaltung von Brunnenanlagen, Altarräumen sowie öffentlichen Plätzen. Großskulpturen von ihm stehen beispielsweise in Wien, Südtirol, Wieselburg, Hamburg oder Bregenz. Der überregional viel beachtete Kreuzweg auf den Hochberg in Perchtoldsdorf bei Wien – eine 75-teilige Granitformation – feiert dieses Jahr seinen zwanzigsten Geburtstag. Vergangenes Jahr wurde in Lauterach bei Bregenz ein Skulpturenpark eröffnet, in dem sich elf Großplastiken des Künstlers mit mächtigen Baumriesen zu einer Einheit aus Natur und Kunst verschränken. Eine inoffizielle, von Kunsthändlern, Sammlern und Kuratoren erstellte Rangliste reiht Meusburger unter die zehn global wichtigsten Steinbildhauer.

Formalsprachlich weisen die skulpturalen Arbeiten von Herbert Meusburger eine enge Verwandschaft mit dem Postminimalismus auf. Manche skulpturalen Anlagen sind auch stark inhaltlich aufgeladen. So etwa die „Behausungen für die bedrohte Natur“, in dem der Künstler direkt den verantwortungslosen Umgang mit der Natur kritisiert. Der Schriftsteller und Dramatiker Felix Mitterer bezeichnete den Bildhauer einmal in einem Podiumsgespräch als einen Propheten, der schon früh vor der Zerstörung der Natur gewarnt habe.

In der Malerei und der Zeichnung, die in der letzten Schaffensperiode Meusburgers immer wichtiger wurden, sind sowohl formal als auch inhaltlich enge Querverbindungen zu seinem bildhauerischen Werk auszumachen.

Das Vorarlberg Museum arbeitet derzeit an einer großen Werkmonografie zum Schaffen des Bizauer Künstlers, die in Kürze erscheinen soll.