Die aktuelle Ausstellung in der Galerie am Lindenplatz in Vaduz setzt Werke von Stefan Kainbacher und Addie Wagenknecht in einen Dialog zueinander. Beide Kunstschaffenden bewegen sich in ihrer Praxis an den Schnittstellen von Kunst, Technologie und gesellschaftlichem Diskurs und thematisieren die Machtstrukturen und Kontrollmechanismen unserer Zeit. In einer Ära, die sowohl in den USA als auch in Europa von politischen Unsicherheiten, zunehmender Überwachung und dem Gefühl des Machtverlusts geprägt ist, werfen ihre Arbeiten essentielle Fragen auf: Wer hat die Kontrolle, wenn Technologie unser Leben und unsere Wahrnehmung zunehmend beeinflusst? Und wie reagieren Individuen und Gesellschaften darauf?
Stefan Kainbacher ist ein österreichischer Medien- und Lichtkünstler sowie Gründer des Kollektivs Neon Golden, das sich auf experimentelle Medienkunst spezialisiert. Seine Lichtskulpturen und interaktiven Installationen – wie die Arbeit “I am what" verschmelzen visuelle, auditive und digitale Technologien. Dabei hinterfragt er die Identität des Individuums in einer technisierten Welt. Mit seinen immersiven Installationen lädt Kainbacher dazu ein, sich dem Verlust von Kontrolle und der eigenen Rolle in einem technologisch dominierten System bewusst zu werden. Gleichzeitig erzeugt er durch die gezielte Nutzung von Licht und Sound Räume, in denen das Publikum Selbstreflexion und Kontemplation erfährt.
Addie Wagenknecht, ursprünglich aus den USA und zwischen New York und Liechtenstein lebend, nutzt ihre künstlerische Praxis, um Machtstrukturen, Geschlechterrollen und technologische Abhängigkeiten zu hinterfragen. Ihr Werk "USA Flag" ("Stars and Stripes") bietet eine tief persönliche Perspektive auf Waffengewalt, Entmenschlichung und die verzerrten Werte, die sie in den Vereinigten Staaten repräsentieren.
Durch die Verbindung des klassischen Designs einer Schießscheibe mit der Symbolik der amerikanischen Flagge macht die Künstlerin auf die beunruhigende Verflechtung von nationalem Stolz und der Normalisierung von Waffengewalt aufmerksam. Die präzise, fast hypnotische Wiederholung der „Stars and Stripes“ soll ein Gefühl der Betäubung und Gleichgültigkeit hervorrufen, das viele gegenüber dieser allgegenwärtigen Gewalt empfinden. Die menschliche Figur – anonym, universell – wird auf nicht mehr als ein Zielobjekt reduziert. Dieses Werk zwingt uns, genauer hinzusehen und uns zu fragen, was wir als Gesellschaft verloren haben.
Als Gründerin des Kollektivs Deep Lab, das sich mit Anonymität, alternativen Ökonomien und der Rolle von Technologie in der Gesellschaft auseinandersetzt, positioniert sich Wagenknecht als präzise Beobachterin und Kritikerin aktueller Machtstrukturen – insbesondere im Kontext der USA, wo Überwachung, Datensammlung und soziale Ungleichheit zunehmend dominieren.
Im Zentrum der Ausstellung in der Galerie am Lindenplatz steht die Auseinandersetzung mit dem Spannungsfeld zwischen Macht und Kontrollverlust in einer von Technologie durchdrungenen Welt. Während Europa mit der Herausforderung kämpft, demokratische Werte gegen wachsende populistische Strömungen zu verteidigen, sieht sich die USA einer immer stärker überwachten Gesellschaft gegenüber, in der Daten und Algorithmen politische und wirtschaftliche Macht konzentrieren.
Kainbachers Werke symbolisieren den Versuch, in einer technologisch bestimmten Umwelt Räume der Reflexion und Selbstermächtigung zu schaffen. Wagenknechts Arbeiten hingegen werfen die Frage auf, wie sich Machtstrukturen verschieben, wenn Technologie Entscheidungs- und Gestaltungsmacht übernimmt.
Im Kabinett
Die Ausstellung im Kabinett der Galerie ist Jimmy Zurek gewidmet. Dieser kombiniert in seinen Werken Tusche- und Mischtechniken, wobei Textmontagen oft die Basis seiner Kompositionen bilden. Seine Faszination für Heiner Müllers Texte und David Lynchs Ästhetik prägt sowohl seine bildnerische als auch musikalische Arbeit. Wichtige Projekte sind Inszenierungen wie "Die Hamletmaschine“ und "Der Auftrag“, oft mit sozialkritischen Themen wie Rassismus und Kapitalismuskritik. Zurek reflektiert gesellschaftliche Machtstrukturen in Ausstellungen und Performances, die Text, Bild und Performance kunstvoll vereinen.
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Stefan Kainbacher u. Addie Wagenknecht
Galerie am Lindenplatz, Vaduz
Bis 11.4.2025
Im Kabinett: Jimmy Zurek
Di - Fr 11- 18.30
Sa: nach tel. Vereinbarung