22. Dezember 2015 - 4:30 / Walter Gasperi / Filmriss
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Zehn Jahr nach dem letzten "Star Wars"-Film erweckt J.J. Abrams die Weltraum-Saga zu neuem Leben: Ein höchst unterhaltsamer und mit sichtlicher Liebe für diese Serie inszenierter Blockbuster, der genau das bietet, was die Fans erwarten.

Schon das Titel-Logo, John Williams´ berühmte Auftakt-Musik und die Schriftbanner, die die Vorgeschichte erzählen, wecken Erinnerungen an die Anfänge der Serie im Jahre 1977. Konsequent treibt J. J. Abrams dann auch dieses Spiel mit Elementen aus dem ersten Film dieser epischen Saga, gewinnt so die Herzen der eingefleischten Fans, erzählt aber gleichzeitig eine eigene Geschichte, die auch ohne Kenntnis der anderen Filme problemlos verstanden werden kann.

Die Handlung setzt etwa drei Jahrzehnte nach dem 1983 entstandenen "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" ein. Wurde dort das Imperium von den Rebellen scheinbar vernichtet, so stellt sich nun heraus, dass sich einige doch retten konnten, die sogenannte "Erste Ordnung" errichteten und zur dunklen Großmacht aufstiegen, die die für das Gute eintretenden Rebellen vernichten wollen.

Mit der jungen Schrotthändlerin Rey (Daisy Ridley), die im Laufe des Films ihre besonderen Fähigkeiten entdeckt, und sich dem wie einst Darth Vader schwarz gekleideten Kylo Ren (Adam Driver) entgegenstellt, orientiert sich Abrams ebenso am Original wie mit dem finalen Kampf gegen eine Superwaffe der Bösen.

Markante Änderung ist freilich, dass nicht mehr ein junger Mann wie damals Luke Skywalker, sondern eine Frau im Zentrum steht, der ein Dunkelhäutiger (John Boyega) zur Seite gestellt wird. So wird die Serie einerseits hinsichtlich Genderrollen und ethnischen Aspekten auf die heutige Zeit angepasst, andererseits sowohl mit jugendlichen Protagonisten als auch mit der Liebesgeschichte, die sich hier entwickelt, eine junge Generation angesprochen.

Für die älteren Fans wiederum wird die Crew der ersten Stunde reaktiviert, darf Carrie Fisher als Prinzessin Leia ebenso wieder in Aktion treten wie Harrison Ford als Han Solo. Mit den Droiden C-3PO und R2-D2 und Han Solos behaartem Freund Chewbacca werden die Sidekicks von damals ebenso wie Han Solos inzwischen schrottreifes Raumschiff Millennium Falcon reaktiviert. Gleichzeitig bringt aber Abrams auch auf dieser Ebene mit dem kugeligen Droiden BB-8 Neues in Spiel.

Wie selbstverständlich hier – und auch bei einer familiären Konstellation - Altes mit Neuem gemixt wird, trägt ganz wesentlich zum Reiz dieser Weltraum-Saga bei, sorgt für die menschliche Erdung. Dass das Spektakel daneben nicht zu kurz kommt, versteht sich von selbst. Viel Neues bietet hier "Star Wars: Das Erwachen der Macht" nicht, nur alles freilich in noch beeindruckenderer technischer Perfektion und in genau getimtem Wechsel.

Da fliegen dem Zuschauer in 3D die Kampfflugzeuge förmlich um den Kopf, da meint man im Cockpit eines Raumschiffs über Berge und Wüsten zu fliegen. Weltraumgefechte wechseln mit Nahkämpfen, die mit Laserschwertern geführt werden. Wie bei letzterem knüpft "Star Wars" freilich auch beim Gegensatz von hehren Rebellen und finsteren Machthabern an die Tradition des mittelalterlichen Ritterfilms an, während die Truppenaufmärsche der dunklen Macht von Militärparaden totalitärer Staaten inspiriert sind.

Rund wird dabei aber auch eine Geschichte zu Ende entwickelt, bei der auch die zahlreichen Schauplätze dafür sorgen, dass kein Leerlauf aufkommt. Dem chaotischen Marktplatz mit fantastischen Typen oder der dunklen Kaschemme auf der einen Seite steht da das kalte Zentrum der dunkeln Macht gegenüber und der Kampf findet mal auf einem Wüstenplanet, mal in einer Schneelandschaft statt und schließlich führt die Reise gar in eine grüne Insellandschaft à la Irland.

Weil dabei auch der Witz nicht zu kurz kommt, die Macher ihr Werk selbst auch nicht zu ernst nehmen und sichtlich mit Vergnügen bei der Sache waren, überträgt sich der Spaß auch auf den Zuschauer und mit dem Ende wird auch schon eine Fortsetzung vorbereitet, die 2017 in die Kinos kommen soll.

Abrams und sein Team bieten den Fans genau das, was sie sehen wollen. In Grenzen halten sich folglich die Überraschungen, doch zwei Brüche mit Traditionen werden hier doch gewagt. Denn einerseits endet hier ein familiärer Konflikt doch gegenläufig zur üblichen Versöhnung, andererseits hatte das Böse wohl noch selten im Kino ein so schönes Gesicht.

Läuft derzeit in den Kinos

Trailer zu "Star Wars: Das Erwachen der Macht"

Die Meinung von Gastautoren muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. (red)



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