Spur und Geste. Graphik des Informel

Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs erwuchs aus den Trümmern eine Stimmung des Aufbruchs, die sich in einer neuen künstlerischen Ausdrucksform widerspiegelte. In Anspielung auf den Nullpunkt, das Formlose, nannte sich die Richtung "Informel". Der Malakt selbst und die Bewegung der Farbe wurden zum Thema der Malerei. Die Kunsthalle Mannheim präsentiert nun aus der Graphischen Sammlung 33 Blätter innerhalb der Ausstellung "Spur und Geste. Graphik des Informel".

Als spontan und gestisch lässt sich diese Strömung beschreiben, die sich zunächst in Frankreich, dann auch in Westdeutschland als künstlerischer Gegenpol zur geometrischen Abstraktion formierte. Vom Kunstkritiker Michael Tapié wurde 1951 der Begriff "Art Informel geprägt", unter dem er abstrakte Strömungen wie Tachismus und Lyrische Abstraktion subsumierte. Später wurden auch der Abstrakte Expressionismus, L’art brut und Materialbilder unter diesem Begriff vereint.

Der Kurator gibt mit den ausgewählten Graphiken einen Überblick über die künstlerische Strömung und spürt den Charakteristika des Informel nach. Die Bewegung des Pinselstrichs wurde selbst zu einer Metapher für Raum und Zeit. So rückte bei den Künstlern des Informel beispielsweise die Kontrolle über die Entstehung eines Werkes in den Hintergrund, indem die Malgeschwindigkeit extrem erhöht wurde. K.R.H. Sonderborg verwendete als Werktitel den exakten Zeitraum der Bildentstehung.

In der Ausstellung sind vor allem Vertreter des deutschen Informel zu sehen. Neben K.O. Götz, Hann Trier, K.R.H. Sonderborg und Emil Cimiotti werden auch Peter Brüning, Karl Fred Dahmen, Bernard Schultze, Emil Schumacher, Fred Thieler und Wilhelm Wessel gezeigt. Die internationalen Verflechtungen dieser Kunstströmung veranschaulicht die Schau mit Künstlern wie Karel Appel, Emilio Vedova, Giuseppe Santomaso, Jean Dubuffet, Pierre Soulages, Sam Francis und Mario Prassinos.


Spur und Geste. Graphik des Informel

27. November 2015 bis 24. Januar 2016