Splined Spheres

Dem Schwerpunkt des heurigen Jahres entsprechend, der den Themen Konstruktion, Material und Form gewidmet ist, wurden Ursula Klein und Valentine Troi eingeladen, ihre jeweils individuellen Forschungen und Materialentwicklungen im Aut. auszustellen. Vor allem aber wurde ihnen die Möglichkeit geboten, gemeinsam Objekte zu erarbeiten, die die Leistungsfähigkeit der jeweils spezifischen Materialien – der Pneu und das so genannte "splineTEX" – verdeutlichen und das konstruktive wie gestalterische Potenzial aufzeigen, das in der Kombination der beiden "Werkstoffe" liegt.

Beide "Werkstoffe" verbindet, dass sie in der Verarbeitung weich sind und erst in weiterer Folge eine stabile Gestalt annehmen. Dies gilt zwar auch für andere Materialien wie etwa Beton, aber Ursula Klein und Valentine Troi entwickeln leichte Strukturen, die in relativ kurzer Zeit und in Formen und Qualitäten herstellbar sind, die in anderen Materialien nicht machbar sind. Damit erreichen sie eine Leichtigkeit und Transparenz, die sehr speziell ist und sich von traditionellen Bauweisen abhebt.

Es ist auch nicht das herkömmliche architektonische Denken, dem Ursula Klein und Valentine Troi folgen, sondern sie loten den Materialien innewohnende Eigenschaften aus, um damit etwas Eigenständiges zu entwickeln, das nicht versucht, traditionelle Materialien zu imitieren. Beide arbeiten in ihrem jeweiligen Umfeld an der Weiterentwicklung der Themen Raum, Textur und Material, sie orientieren sich aber nicht am vordergründig Formalen, sondern entwickeln aus ihrer materialspezifischen Forschung und gelebten Praxis strukturelle Lösungen, die eine spezielle und damit eigenständige Ästhetik generieren.

Ursula Klein führt in dritter Generation den Familienbetrieb schulteswien, der sich auf die Herstellung von pneumatischen Objekten spezialisiert hat. Basierend auf Entwürfen ihrer KundInnen – KünstlerInnen, DesignerInnen und ArchitektInnen – realisiert sie aufblasbare Objekte, von ganz klein bis ganz groß. Die Übersetzung von räumlichen Ideen oder Konzepten erfolgt dabei über die zweite Dimension – einzelne Folienelemente werden zu Raumgebilden verschweißt. Der bei der Verarbeitung noch abwesende "Werkstoff" Luft erzeugt dann die für Pneus charakteristische Raumqualität, die fragil und zugleich manifest ist.

Valentine Troi studierte Architektur an der Universität Innsbruck und entwickelte aus ihrer Beschäftigung mit computergenerierten Geometrien und ihrem Anspruch, diese in die Realität umzusetzen, im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojektes einen Faserverbundwerkstoff namens "splineTEX", der als anfänglich weiches Material in Form gebracht werden kann, um danach konstruktiv und statisch belastbar zu werden. Zur Verwertung der Technologie gründete sie gemeinsam mit dem Industriepartner Thöni und der Universität Innsbruck das Spin-off Unternehmen superTEX composites GmbH und entwickelt nicht mehr nur im Kontext von Architektur und Design, sondern auch "splineTEX"-Komponenten für die Automobil-, Flugzeug-, Boots- und Sportgeräteindustrie.

Zu einer ersten Zusammenarbeit von Ursula Klein und Valentine Troi kam es 2009 im Zusammenhang mit der "superTEXbar", einem materialtechnologischen Prototyp, der anlässlich der 40-Jahr-Feier der Baufakultät Innsbruck realisiert und präsentiert wurde. Die Ausstellung im Aut. macht erstmals die eigene kreative Arbeit der beiden Frauen sichtbar. Gezeigt werden einerseits autonome Arbeiten, andererseits auch in enger Zusammenarbeit entstandene spezielle Konstruktionen, die in einer anderen Materialität nicht herstellbar wären – raumübergreifende Installationen, in denen Transparenz und Leichtigkeit eine wesentliche Rolle spielen. Eine Werkstatt im letzten Raum bietet die Möglichkeit die Materialien zu "begreifen" und die Produktion der Objekte mit Hilfe von Filmen zu verstehen.

Splined Spheres
Ursula Klein & Valentine Troi
19. April bis 15. Juni 2013