Specific Objects without Specific Form

Das MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main zeigt nach dem Wiels Contemporary Art Centre in Brüssel und der Fondation Beyeler in Basel als dritte Station die große Retrospektive "Felix Gonzalez-Torres. Specific Objects without Specific Form". Die Präsentation legt die große Bandbeite der kurzen aber international sehr wirkungsmächtigen Arbeit des auf Kuba geborenen US-amerikanischen Künstlers dar.

Gonzalez-Torres (1957-1996) ließ sich 1979 in New York nieder, wo er Kunst studierte und später bis zu seinem Tode im Alter von 38 Jahren als Künstler arbeitete. Heute gilt sein einflussreiches Œuvre als wegweisend für nachfolgende Künstlergenerationen. In engem Dialog mit der Architektur des MMK zeigt die Ausstellung in Frankfurt sowohl seltene als auch bekannte Installationen, Skulpturen, Fotografien und darüberhinaus Projekte im öffentlichen Raum.

In den 1980er Jahren schloss sich Gonzalez-Torres dem Künstlerkollektiv Group Material an. Sein starkes Engagement für politische und gesellschaftliche Probleme seiner Zeit spiegeln sich auch in seinem kritischen Verhältnis zu den damaligen Entwicklungen in der Konzeptkunst und dem Minimalismus wieder. In einem breiten Spektrum an Medien verbinden sich in dem Werk von Gonzalez-Torres politische Kritik, emotionale Wirkung und sein grundsätzliches Interesse an Formen. Als Ausgangspunkt dienten ihm oft Objekte des täglichen Lebens, wie Uhren, Spiegel oder Lampen. Zu seinen bekanntesten Kunstwerken gehören große Mengen aufgehäufter Bonbons und Posterpapierstapel, an denen die Besucher sich bedienen dürfen.

Mit diesen minimalistischen Werken wie auch mit seinen Girlanden aus Glühlampen oder seinen tickenden Uhrenpaaren, die unweigerlich aus dem Gleichschritt geraten, erforschte Gonzalez-Torres die Zusammenhänge zwischen der Zeit, der Kunst und der menschlichen Existenz. Doch so markant bestimmte Objekte für das Werk von Gonazlez-Torres sind, lassen sie sich jedoch nicht auf eine bestimmte Gestalt festlegen. Wie der Titel der "Specific Objects without Specific Form" andeutet, können diese in jeder Ausstellung eine andere Gestalt annehmen und neue Präsentationsform haben.

Bei jeder der drei Ausstellungsstationen in Brüssel, Basel und dem MMK in Frankfurt wird die Schau ab der Hälfte der Laufzeit von einem Künstler umgestaltet. Im MMK variiert Tino Sehgal ab dem 18. März die Ausstellung von Tag zu Tag. Sehgal, der auch Künstler der MMK-Sammlung ist, sieht in seinem eigenen künstlerischen Ansatz eine große Affinität zum Werk von Gonzalez-Torres. Die meisten Werke und Installationen der Ausstellung werden sich durch sein Eingreifen mehr oder weniger permanent verändern, so dass er die Ausstellung gänzlich neu inszenieren wird. Dafür entwickelt Sehgal eine ganz eigene Choreographie der Werke.

Mit dieser Präsentation widersetzt sich das MMK der Vorstellung, dass eine Ausstellung etwas Fixiertes ist und eine Retrospektive den Anspruch des umfassenden absolut gültigen Überblicks hat. In diesem Zusammenhang verweist das experimentelle, kuratorische Konzept des Gesamtprojektes auf die radikalen Konzeptionen in Felix Gonzalez-Torres’ eigenem Werk. Die Ausstellung wurde konzipiert von Elena Filipovic und dem Wiels Contemporary Art Centre, Brüssel in Kooperation mit dem MMK Museum für Moderne Kunst Frankfurt am Main, Foundation Beyeler, Riehen/Basel (22. Mai bis 29. August 2010) und der Felix Gonzalez-Torres Foundation, New York.

Specific Objects without Specific Form
29. Januar 2011 bis 25. April 2011