Im Kunstraum Dornbirn werden Werke von Sophie Hirsch präsentiert, die eine introspektive Begegnung mit dem Publikum anstoßen.
Beim Betreten des Kunstraums fällt der Blick ins Innerste. Von einer Höhe von etwa sechs Metern hängt ein riesiges plastisches Bild, das aus zwei Teilen besteht. Es scheint, als blickten wir in Großaufnahme auf bewegungsarm verklebte Faszien oder von Fett durchzogenes Fleisch: cremefarbenes, glänzendes Silikon, von Hand geformt, parasitär verbunden mit einem satten roten Stoff, jeweils drei mal vier Meter groß. Die Schichten sind punktuell von Ösen durchbrochen, die stählernen Rundketten und Zugfedern den Weg bahnen. Der erste Eindruck ist gewaltsam und faszinierend zugleich: Ein intimes Gefühlsspektrum von schockierend und brutal, schön und abstoßend, unwiderstehlich und anziehend entfaltet sich.
Der Titel "Child’s Play" verstärkt diese individuelle Ambivalenzerfahrung. Hirsch seziert das Verhältnis von Psyche und Physis auf eine hochästhetische Weise, die die inneren Dissonanzen des Menschseins als systemisch und kulturell bedingt, als sozialisationsbedingt und vor allem als fließend herausstellt. In ihren Gebilden zitiert sie Funktionsmechanismen der Körpererfahrung und der Selbstfürsorge. In den Lehren von Joseph Pilates findet die Künstlerin sowohl ein diskursives Feld als auch zitierbare Formen. Hartschaumrollen zur Faszienmassage werden zu dekorativen Elementen, Massagebälle werden mit Beton gefüllt und halten nur noch einander. Der Verlust ihrer ursprünglichen Funktion reduziert sie auf eine Zitatfunktion. Sie werden zu Symbolen, die durch die Materialität der Silikonarbeiten konterkariert werden.
"Child’s Play" im Kunstraum Dornbirn markiert einen wichtigen Schritt in Hirschs künstlerischer Entwicklung. Erstmals nähert sie sich den Themen ihrer Arbeit jenseits der Größe von Wandarbeiten, möbelartigen Objekten oder Installationen, die physisch von einer Person bewältigt werden können. Speziell für den Ort hat die Künstlerin eine Installation entwickelt, die auf modularen Gerüsten als skulpturales Material, Display, Träger und Raumskizze basiert.
Sophie Hirsch wurde 1986 in Wien geboren, wo sie auch lebt und arbeitet.
Sophie Hirsch
Child's Play
14. März bis 9. Juni 2025
Eröffnung: Donnerstag, 13. März 2025, 19 Uhr
Künstlerinnengespräch: Freitag, 14. März 2025, 14 Uhr