Skulpturen aus Gelantine und Luftballons

Im Dezember 2007 erhielt Gereon Krebber den renommierten "Kunstpreis junger Westen". Der 34-jährige Bildhauer folgt damit Künstlern wie Gerhard Richter, Emil Schumacher, HAP Grieshaber und Horst Antes. Im Rahmen der Ausstellungsreihe "Frischzelle" zeigt das Kunstmuseum Stuttgart ab 8. März drei eigens für die Architektur der Museumsräume konzipierte Arbeiten Krebbers. In seinen Skulpturen verbindet der Künstler traditionelle Prinzipien der Bildhauerei mit modernen Materialien wie Gelatine, Beton oder Styropor. Die augenfälligen Gebilde Krebbers sind bis zum 11. Mai im Sammlungsbereich des Museums zu sehen, danach werden sie zerstört.

Gereon Krebber bespielt als achter Künstler den anspruchsvollen "Frischzelle"-Raum mit der acht Meter hohen Wand und der Treppe, die beide Sammlungsebenen verbindet. Vor ihm haben sich in den vergangenen drei Jahren andere junge Künstler wie Susanne Kutter, Alexander Schellow und Pablo Wendel dieser Herausforderung gestellt. Die Skulpturen des in Oberhausen geborenen Bildhauers sind auf die Architektur der jeweiligen Ausstellungsräume zugeschnitten und daher meist temporär.

Für das Kunstmuseum Stuttgart gestaltet Krebber, der an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Tony Cragg und Hubert Kiecol sowie am Royal College of Art studierte, drei sehr unterschiedliche Arbeiten: Rund 2,5 Millionen grüne Papierklebepunkte und Lochverstärkungsringe aus dem Schreibwarenladen klebt der junge Künstler an die hohe Ausstellungswand. Ausgehend von der rechten oberen Ecke bilden die unterschiedlich großen, hell- und dunkelgrünen Punkte und die weißen Ringe ein wabenförmiges Muster. Die einem Zellgewebe nachempfundene Collage ist nur aus der Nähe als solche erkennbar. Für den Betrachter scheint es sich um eine Wandbemalung zu handeln, die in Bahnen verläuft und an ihren Rändern langsam ausdünnt.

Alltägliche Materialien wie Frischhaltefolie, Luftballons oder Beton zeichnen Krebbers Werke aus. Die Skulptur "Korrektur" (2008) ist aus Gelatine gegossen und befindet sich auf einem Treppenabsatz gegenüber der großen Wand. Rund 1,20 Meter lang und 20 Zentimeter hoch, schmiegt sich der orangerote Gelatineblock an das verglaste Geländer, gleicht durch seine Form den breiter werdenden Treppenabsatz aus und "korrigiert" ihn so. Der "weingummiartige" Block verändert sich im Laufe der Ausstellung: Beim Gießen entstandener Oberflächenschaum trocknet aus, die Plastik kann dramatisch reißen.

Krebbers dritte Skulptur "Rolle" (2008) ist mit einer Länge von drei Metern und einem Durchmesser von eineinhalb Metern die größte Arbeit der Ausstellung. Ihre Form erinnert an einen halb aufgerollten Teppich, jedoch scheint sie aus massivem Beton zu sein. Dieses raumgreifende Werk bespielt die Fläche unterhalb der Museumstreppe. Die Längskante der Rolle orientiert sich an den über ihr verlaufenden Treppenstufen und verknüpft so Architektur und Ausstellungsobjekte.


Frischzelle 08: Gereon Krebber
8. März bis 11. Mai 2008