Skulpturale Arbeiten von Cäcilia Brown

Die 1983 im französischen Sens geborene und in Salzburg aufgewachsene Bildhauerin Cäcilia Brown greift für den Bau ihrer teils raumgreifenden skulpturalen Arbeiten und Installationen immer wieder auf Versatzstücke aus städtischen Infrastrukturen wie Straßensperren, Brückenteilen oder Schienen zurück und stellt so in ihrem Schaffen direkte Bezüge zum urbanen Raum her.

Mit Brown ist es der verantwortlichen kuratierenden Künstlerin des Kunstraums Remise, Luka Jana Berchtold, gelungen, für die nächste Ausstellung die aktuelle Trägerin des renommierten Otto-Mauer-Kunstpreises nach Bludenz zu holen. Die Jury der mit 10.000 Euro dotierten Auszeichnung begründete die Entscheidung für Brown unter anderem mit dem komplexen Umgang der Künstlerin mit diversen Materialien und Texturen und der darin verkörperten politischen Dimension sowie dem Bezug der skulpturalen Setzungen zum menschlichen Körper im wechselseitigen Verhältnis zu dem ihn umgebenden architektonischen Raum. Wie die Künstlerin selbst betont, versteht sie die Materialien, mit denen sie arbeitet, als Archiv. Brown: „Ich erfinde die Themen nicht, daher ist es sinnvoll, mit Material zu arbeiten, das bereits als Fragment existiert, als Dokument unserer Umwelt.“

In einem Text von Thomas D. Trummer, Direktor des KUB (Kunsthaus Bregenz), heißt es zum Schaffen Browns: „Abgerissene Dachpfosten, Materialständer, Parkbänke, Wartehäuschen, Cäcilia Brown verarbeitet Elemente des städtischen Raumes als skulpturales Strandgut. Dabei geht es ihr um die Strukturen der Macht, um gesetzliche Verordnungen, um Bau- und Nutzungsrechte. Skulptur ist nicht formales Spiel, sie ist widerständige Arbeit an Material, Gebrauch und Geschichte.“

Die Höhe des Raumes nutzen

Zuletzt hat sich Brown auch intensiv mit der Herstellung und Weiterverarbeitung von Ton beschäftigt. Ton ist Bestandteil von Lehm, der aktuell als ökologischer und nachhaltiger Baustoff ein Revival erfährt. Einige keramische Werke wird die Künstlerin denn auch in Bludenz zeigen.

Beim prozessualen, verarbeitenden Umgang mit Keramik spielen Feuer und Hitze eine zentrale Rolle. Dies ist auch bei der Herstellung von Emaille der Fall, einem Material, das Cäcilia Brown in ihrer Bludenzer Ausstellung in den Mittelpunkt stellt. Emaille wird hergestellt, indem Glaspulver auf eine Metallunterlage, oft Stahlblech, aufgetragen und dann bei hohen Temperaturen (ca. 800 Grad Celsius) verschmolzen wird. Gerade in der jüngeren Vergangenheit hat Cäcilia Brown verstärkt mit Emaille experimentiert. In Bludenz zeigt sie selbst hergestellte Emailleschilder – wie übersetzte Versionen von Straßenschildern, welche die Bestandteile von diesen im öffentlichen Raum präsenten „Ordnungshütern“ aufgreifen. Die Schilder sind mit Betonfragmenten aus Abbruchobjekten, ausrangierten Rädern oder anderen Materialien, die als Sockel dienen, kombiniert. Verbunden sind Sockel und Schild etwa durch starre Stahlbänder oder gebogene Eisenstäbe. Mit den gezeigten Emaille-Werken, die erstmals als geschlossene Werkgruppe präsentiert werden, will Brown denn auch die Raumhöhe der Remise voll ausloten.

Nach der Intention der Künstlerin stellt der Arbeitsprozess selbst grundsätzlich einen wesentlichen Bestandteil der Arbeit dar, der auch unbedingt sichtbar bleiben soll. Unerwartete Ergebnisse sind erwünscht und werden als künstlerische Entscheidungshilfe verstanden, so Cäcilia Brown. Man sieht es ihren teils monumentalen skulpturalen Werken auch an, dass sie transformative Prozesse durchlaufen haben, die nicht im Voraus exakt planbar sind.

Cäcilia Brown studierte performative Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien sowie für ein Jahr an der Marmara University in Istanbul. Die in Wien und Niederösterreich lebende Künstlerin lehrt und lehrte an der Kunstuniversität Linz, der Universität für angewandte Kunst Wien sowie im Steinbildhauer:innen-Symposium an der Sommerakademie Salzburg. Zudem hält sie gerne Vorträge und arbeitet viel mit Kindern. Einige Atelierstipendien ermöglichten ihr Arbeitsaufenthalte unter anderem in Taiwan, Paris, Berlin, Moskau, Tokio und Peking.

Cäcilia Brown
21. Juni bis 26. Juli 2025
Eröffnung: Fr 20.06., 20.00 Uhr
Mi-Sa, So u. Fe 15–18.00 Uhr