Sinnsuche auf Celluloid

10. August 2008
Bildteil

Die Präsentation seiner Werke bei der Venedig Biennale 2003, der Dokumenta 11, im Espace Pierre Cardin Paris, und die Vorführung seiner Filme im MOMA machten Yang Fudong im Westen bekannt. Seine poetischen 35mm Filme, die an Wong Kar Wai, Akira Kurosawa oder Tran Ahn Hung erinnern, verbinden ausgefeilte Ästhetik mit dem Bruch von Sehgewohnheiten. Seine Werke zeigt er als komplexe Videoinstallationen oder Fotoprints.

Yang Fudong vermittelt Tradition und Moderne auf höchst individuelle Weise. Die Veränderungen und Ungleichzeitigkeiten in der heutigen chinesischen Gesellschaft, deplazierte Tradition und ebenso heimatlose westliche Einflüsse mischen sich in filmischen Sequenzen, in denen Menschen miteinander agieren, ohne verbale Dialoge zu führen. Seine Figuren vermitteln meist das Gefühl des Anachronismus. Sie gehören einer anderen Zeit und einem anderen Ort an, als die, in der sie leben. Wie im Stummfilm oder im Traum sind Gesten, Bewegungen, Blicke und Mienen der Akteure mit Bedeutung aufgeladen und dienen als erzählerisches Element. Surreale Begebenheiten vollziehen sich in größter Langsamkeit vor unseren Augen. Vieles bleibt verborgen, rätselhaft, der Künstler spielt mit vagen Andeutungen. Die dazugehörige Filmmusik, traditionelle chinesische Volksmusik oder westlicher Jazz mit ihrem jeweiligen typischen Zauber, binden das Unzusammenhängende in eine stimmungsvolle Kontinuität.

Im Zentrum des Filmes steht Yang Fudongs Filmepos "Seven intellectuals in bamboo forest". Den ersten und dritten Teil seines wohl bedeutendsten Werkes zeigte er bereits als Filminstallation auf der Biennale in Venedig. In seinem Langzeitprojekt entstehen nicht weniger als fünf Filme über Intellektuelle, wobei jeder in einer anderen Umgebung und in einer anderen Ära der chinesischen Geschichte spielt. Im ersten Teil des Projekts begeben sich die Weisen zum Huangshan, einem berühmten Berg in der südlichen Anhui-Provinz. Für die weiteren Teile sind die Orte der Handlung verschoben: eine Metropole, ein Dorf, eine Insel und schließlich (als Synthese) wieder eine Stadt.

Während der Kulturrevolution wurden die Intellektuellen in China unterdrückt und brutal auf die Praxis verwiesen. Inzwischen machen es die Attraktionen der kapitalistischen Dynamik schwer, zwischen den Widersprüchlichkeiten der realen Lebenssituationen und den Angeboten und Möglichkeiten des kapitalistischen Systems eine innere Balance zu finden. Yang Fudongs Generation, aufgewachsen mit der Moral der Kulturrevolution, jetzt mitten im Überlebenskampf des Turbokapitalismus, sucht nach dem Sinn des modernen Lebens.


Yang Fudong - Sinnsuche auf Celluloid
Sonntag, den 10. August um 20.15 Uhr, arte

Die Zukunft ist jetzt! China"s Kunst-Avantgarde

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Yang Fudong - Sinnsuche auf Celluloid
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Chi Peng - Fotograf des Affenkönigs

Eine Dokumentationsreihe 4x26 min. von Ilka Franzmann und Marco Wilms. Gebrueder Beetz Filmproduktion 2007 im Auftrag von ZDF/arte
Nominiert für den Rose D’or award. Premiere am Do, 25. Juli 08, 19 Uhr in der Alexander Ochs Galerie, Sophienstraße 21, 10178 Berlin